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Der Bärtige, Lockenkopf (Foto), Spreizer und Stützer sind an ihrem Platz. In luftiger Höhe machen sie wie einst im Stadtschloss auch im künftigen Landtag in Potsdam ihren Job. Die Original-Skulpturen geben dem Bau einen historischen Touch.

© Bernd Settnik/dpa

Landtagsschloss: Als erste „Mieter“ ziehen die Atlanten ein

Der Bärtige, Lockenkopf, Spreizer und Stützer sind an ihrem Platz. In luftiger Höhe machen sie wie einst im Stadtschloss auch im künftigen Landtag in Potsdam ihren Job. Die Original-Skulpturen geben dem Bau einen historischen Touch.

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Potsdam - In den neuen Potsdamer Landtag im wieder aufgebauten Stadtschloss sind am Mittwoch die ersten „Mieter“ eingezogen. Vier tonnenschwere Skulpturen haben ihren angestammten Platz eingenommen. Die Atlanten stützen in den Ecken das Gesims im Treppenhaus im wiederentstehenden barocken Stadtschloss. „Das erlebt man nicht allzu oft“, beschrieb der Projektleiter Fassade des Bauunternehmens BAM Deutschland, Klaus Böhlitz, die Arbeiten.

Mit der Entscheidung zum Wiederaufbau des einst von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) geschaffenen Stadtschlosses wurde den Atlanten ein zweites Leben geschenkt. Der Dresdner Architekt Peter Kulka entwarf einen modernen Landtag in einer historischen Hülle mit vielen Details aus der Vergangenheit. 1959 hatten die DDR-Oberen das im Krieg beschädigte Schloss, einstiger Sitz der preußischen Könige, abreißen lassen. Die nächsten
Jahrzehnte überdauerten die Atlanten fast vergessen.

In den vergangenen Monaten genossen nun der Bärtige, Lockenkopf, Spreizer und Stützer - so ihre Namen - eine Verschönerungskur. Fugen wurden geschlossen und Risse gepresst. Blessuren, die den 260 Jahre alten Plastiken aus schlesischem Priborner Marmor geschlagen wurden, blieben mit Absicht erhalten. Dem Spreizer - so genannt wegen der ausgebreiteten Arme - fehlt weiter der Kopf. Andere haben Wunden an Armen oder Körper. Gesucht werden immer noch fehlende Teile. Eine spätere Restaurierung bleibt möglich.

Schweres Gerät hievte die zwischen 1,5 und 1,8 Tonnen schweren Dekorationen in etwa fünf Meter Höhe. „Es ist Millimeterarbeit und kein alltäglicher Job“, sagte Volkmar Hillig, Bauleiter des Bamberger Natursteinwerkes Herman Graser GmbH und zuständig für die Montage der marmornen Schwergewichte. Sanft und Millimeter für Millimeter rutschten sie in die Halterungen. Zwischendurch musste immer wieder geprüft werden, ob die vom Schöpfer erdachte frühere Position erreicht ist. In Bayern war das Projekt genauestens vorbereitet worden. „Wir haben extra eine Ecke nachgebaut, um das zu proben“, sagte Hillig. Die Vorbereitungen dauerten 14 Tage. Alles lief dann wie geplant.

Über die geschwungene Freitreppe im Knobelsdorffschen Treppenhaus können auch künftig wieder Besucher emporschreiten. Noch stehen aber weitere Arbeiten an: Eine Fußbodenheizung wird eingebaut, Wände werden gestrichen oder mit griechischem Marmor verkleidet. Der neue Landtag soll aber in diesem Jahr noch fertig sein.

Gudrun Janicke

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