Landeshauptstadt: „Als ich sie sah, ist auch mein Kopf zerbrochen“
Prozess wegen versuchten Mordes mit einer Hantel: Am Dienstag war die Schwester der im Koma liegenden Chinesin als Zeugin geladen
Stand:
Für die Ärzte im Bergmann-Klinikum war der Hintergrund der brutalen Attacke „nicht interessant“. Wichtig war es, die schweren Kopfverletzungen der in Potsdam lebenden Chinesin zu versorgen und ihren Zustand zu stabilisieren, sagte einer der behandelnden Mediziner am gestrigen fünften Verhandlungstag im sogenannten „Hantelprozess“ aus. Die dreifache Mutter liegt seit dem Mordversuch am 29. Juli vorigen Jahres durch ihren 34 Jahre alten Ehemann Ronny H. im Wachkoma. Alleine kann sie nichts mehr. Eine Kommunikation mit der 38-Jährigen, deren Leben so allerdings noch Jahre währen kann, ist nicht möglich. Lediglich wenn ihre Kinder zu Besuch kommen, erhöhen sich Herzfrequenz und Blutdruck der Frau, erzählte der als Zeuge geladene Arzt.
Seit dem 15. April muss sich der Langzeitstudent Ronny H. wegen versuchten Mordes vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts verantworten. Der unscheinbare Mann gestand die Bluttat, bei der seine zwei älteren Kinder zusehen mussten, emotionslos (PNN berichteten.) Aus Wut über wichtige Briefe, die sie ihm vorenthielt, habe er mehrere Male mit einer 16,5 Kilo schweren Hantel auf den Kopf der Frau eingeschlagen, so lange, bis er glaubte, dass sie tot sei. Damals lebte das seit rund zehn Jahren verheiratete Paar, das sich oft und heftig über die Erziehung seiner Kinder stritt, bereits getrennt. Die Chinesin wollte die zwei Töchter und den Sohn in ihrer Heimat in die Schule schicken. Der Angeklagte, der seiner Frau jegliche Fähigkeiten zur Erziehung der Kinder und der Führung des Haushalts absprach, war dagegen. An jenem Tag vor rund einem Jahr beschloss er laut eigener Aussage, die Kinder von dieser schrecklichen Mutter zu befreien.
Als sie ihre jüngere Schwester telefonisch nicht mehr erreichen konnte, habe sie sich Sorgen gemacht, erzählte die Schwester des Opfers am Dienstag im Zeugenstand. Die in Spanien lebende Lehrerin rief die Mutter von Ronny H. an, verstand nur „Hospital“. „Ich konnte nicht glauben, dass sie so schwer verletzt ist. Als ich sie sah, ist auch mein Kopf zerbrochen“, schluchzte die 42-Jährige. „Sie machte so große Augen. Aber sie konnte mich nicht verstehen.“ Dass es in der Ehe des Angeklagten und seiner Frau nicht zum Besten stand, war im Familienkreis kein Geheimnis. Die Zeugin erinnerte sich an einen früheren Besuch bei ihrer Schwester im Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn. Da hatte Ronny H. einen großen Topf kochend heißer Suppe nach seiner Frau geworfen. Sie erlitt großflächige Verbrühungen. „Er hat auch die beiden Lieblingskaninchen seiner älteren Tochter getötet“, erzählte die Zeugin. „Der Mann ist gefährlich. Ich habe zu meiner Schwester gesagt, du musst ganz vorsichtig sein“, so die 42-Jährige.
Detlef M., einer der ermittelnden Kriminalbeamten, sprach vor Gericht von einer „sehr ruhigen, gefassten und detaillierten Schilderung des Tatgeschehens“ durch Ronny H. „Er hat die Sache fließend erzählt. Ich brauchte keine Zwischenfragen zu stellen. Er wollte, dass seine Frau tot ist“, so der 53 Jahre alte Polizist. Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: