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Landeshauptstadt: Alte Firma sucht jungen Nachfolger

Großer Zuspruch gestern bei den Existenzgründertagen der Kammern zur Betriebsnachfolge

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Großer Zuspruch gestern bei den Existenzgründertagen der Kammern zur Betriebsnachfolge Vielleicht ist Michael Krank (38), im Moment noch Jurastudent an der Universität Potsdam, die Ausnahme von der Regel. Vielleicht aber gibt es auch viel mehr Jungunternehmer in spe, die sich für alteingesessene Firmen interessieren. Krank möchte gern nach Studienabschluss eine Biotechnologiefirma übernehmen und rechnet sich dafür in Potsdam gute Chancen aus. Er sei im richtigen Alter. Die meisten Firmenübernahmen geschähen durch 37- bis 40-Jährige. Auch die Qualifikation stimme. Er habe sich vor Studienbeginn bereits als Unternehmensberater bewährt. Inzwischen wurde er in den Vermittlungscomputer der Industrie- und Handelskammer (IHK) eingeloggt. Drei Jahre dauere es im Allgemeinen, ehe so eine Übernahme perfekt sei. Olaf Lücke, Leiter der Abteilung Starthilfe und Unternehmensförderung bei der IHK, kann solches Streben nach Firmenübernahme nur freuen. Allein im Bereich der Industrie- und Handelskammer Potsdam stehen zirka 10000 Unternehmen in nächster Zeit vor der Übergabe an einen Nachfolger. Bei 30 Prozent dieser Firmen rechnen die Besitzer aber leider wegen schlechter Wirtschaftsdaten mit Stilllegung, meint Lücke. Diesen Trend wolle man unbedingt umkehren, denn an jeder Betriebsaufgabe hingen Arbeitsplätze. Optimistisch stimmt Lücke, dass sich im „absoluten Negativtrend der letzten Jahre“ einige Lichtblicke abzeichnen würden. Das habe die jüngste Konjunkturumfrage im Dienstleistungsbereich gezeigt. Ein Durchbruch sei das allerdings noch nicht, schränkt Lücke ein. Doch gerade so innovative junge Männer wie Krank könnten das Ruder herumreißen, aber auch auf Betriebsübernahmen durch Söhne oder Töchter oder qualifizierte Betriebsangehörige ruht die Hoffnung. Deshalb war das Hauptthema des diesjährigen Tages der offenen Tür bei IHK und Handwerkskammer (HwK) auch die „Betriebsübernahme“. Denn nicht nur in Industrie-, Handels- und Tourismusbetrieben steht ein Generationswechsel an, sondern auch beim Handwerk. Nach der Wende hätten sich viele Handwerker zur Selbstständigkeit entschlossen. Das seien oft Existenzgründer gewesen, die 50 Jahre und älter waren, erläuterte HwK-Pressesprecherin Ute Maciejok die Situation. 28 Prozent der Handwerksunternehmen stünden deshalb in nächster Zeit vor einem Generationswechsel. Knapp 40 Prozent dieser Betriebe habe dafür aber noch keinerlei Vorbereitungen getroffen. 14 Prozent fürchten zudem, dass eine Übernahme an Finanzproblemen scheitern könnte. In den letzten zehn Jahren sind die Umsätze beim Handwerk stetig um insgesamt etwa sechs bis sieben Prozent zurückgegangen. Wie von Maciejok weiter zu erfahren war, steigt die Zahl der Handwerksbetriebe zwar immer noch an, per 30. September hatte die Potsdamer HwK 13 638 Mitglieder, das sind 422 mehr als zu Jahresbeginn – auch die Kreishandwerkerschaft Potsdam zeigt den gleichen Trend –, doch die Zahl der Beschäftigten sinke ebenso stetig. Waren es im Konjunkturhoch im Durchschnitt noch 10 bis 11 Mitarbeiter pro Firma, so liegt er jetzt bei fünf. Die Handwerkskammer konstatierte bei ihren Konjunkturdaten von April bis September ähnlich der IHK zwar eine „zaghafte Besserung“, doch noch immer lägen die Prognosen für die Zukunft im Minus, sagte Maciejok. Und so gab es am Tag der offenen Tür bei beiden Kammern und bei der Gründerfachtagung viele Interessierte, die Beratungsbedarf sahen, wenn sie eine Firma übernehmen oder sich als EInzelkämpfer eine Existenz aufbauen wollen. H. Dittfeld Anfragen sind weiterhin möglich bei Harry Nöthe, Tel. (0331) 3703-0 oder harry.noethe@hwkpotsdam.de und bei Dorrit Mai Tel. (0331) 6200551 oder inno8@gmx.de

H. Dittfeld

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