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Von Michael Meyer: Alte Gefühle gelten morgen nicht mehr

Jens Härtel will mit Babelsberg 03 bei seinem Ex-Verein Schöneiche erneut den Landespokal gewinnen

Morgen wird Jens Härtel mal wieder fast zu Hause sein. Wirklich daheim fühlt er sich in Wilhelmshorst, wo er vor fünf Jahren für seine Familie ein eigenes Haus baute und wo seine Söhne John (12) und Tom (9) zur Schule gehen. Und seine sportliche Heimat ist jetzt der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03. Aber auch in Schöneiche, wo er am morgigen Sonntag mit Nulldrei im Landespokal-Finale antreten wird, kennt sich Härtel bestens aus: Dort war er vier Jahre lang Spieler und Coach des SVB-Gegners SV Germania 90.

„Deshalb wird das natürlich ein besonderes Spiel für mich“, räumt Babelsbergs Co-Trainer ein. „Ich hatte in Schöneiche eine schöne Zeit und habe immer noch gute Bekannte dort.“ Vor allem auf ein Wiedersehen mit Ronny Huppert freut sich Jens Härtel, der von 2001 bis 2003 mit dem SVB 03 in der 2. Bundesliga und Regionalliga gespielt hatte, ehe er nach dem Abstieg in die Oberliga zum Verbandsligisten am östlichen Rand Berlins wechselte. „Ronny ist ein Schönwalder Urgestein und ein guter Freund von mir“, sagt Härtel über den 35-jährigen Mannschaftskapitän seines morgigen Gegners, der gemeinsam mit dem einstigen Babelsberger Tom Persich Germanias Abwehrchef ist. Auch Paul Mitscherlich, Nusret Selimi, David Karlsch und Muhamet Hoxha spielten schon unter seiner Regie.

Als Jens Härtel vor sechs Jahren vom Babelsberger Park nach Schöneiche wechselte, „habe ich mir nicht vorgestellt, dass ich nochmal für den SVB tätig werden würde, denn mit zwei Abstiegen hatte ich hier ja nicht gerade meine sportlich glücklichste Zeit“, erinnert er sich. Zumal er sich durch seine Ausbildung im Autohaus Erkner des Vereinschefs und -Hauptsponsors Günter Neumann ein berufliches Standbein außerhalb des Fußballs für die Zukunft schaffen konnte. Anderthalb Jahre kickte Härtel für den Verbandsligisten. Und als er 2004 mit Schöneiche im Berliner Stadion An der Alten Försterei in der 1. DFB-Pokalrunde gegen den damaligen Zweitligisten TSV 1860 München spielte (1:2), „war das für mich als Spieler nach meiner Zeit in Babelsberg nochmal ein Highlight“, meint er rückblickend.

Dann aber beendete ein Kreuzbandriss im rechten Knie seine aktive Laufbahn, und als Neumann 2005 den damaligen Trainer Jürgen Piepenburg feuerte, sprang Härtel zunächst bis Saisonende als Coach ein – um auch im Spieljahr darauf an der Seitenlinie zu agieren. Im Juni 2006 dann gelang ihm mit dem SV Germania bei Babelsberg 03 II auf der Sandscholle der Aufstieg in die Oberliga. „Das zählt zu meinen schönsten Erinnerungen, weil damit in meinem ersten Trainerjahr überhaupt nicht zu rechnen war“, sagt Härtel heute. Nach einem Jahr als Oberliga- Coach jedoch nahm er eine Auszeit vom Fußball, „denn durch Job und Traineramt hatte ich die Familie kaum noch gesehen“.

Als im Herbst 2007 SVB-Geschäftsführer Ralf Hechel anrief und ihm den Assistenztrainer-Job in Babelsberg anbot, sagte der jetzt 40-Jährige aber sofort zu. „Wenn man sein Hobby zum Beruf machen und von dem, wovon man am meisten versteht, leben kann, ist das schon ein Privileg“, erklärt der Inhaber des A-Trainerscheins, der morgen für den Pokalverteidiger auf dem kleineren oberen Platz des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportplatzes „einen Spagat“ erwartet: „Zum einen müssen wir als Favorit Druck aufbauen, um Schöneiches kompakte Deckung zu knacken. Zum anderen aber dürfen wir nicht in deren Konter laufen. Egal wie – Hauptsache, wir gewinnen wieder den Pott.“ Alte Heimatgefühle hin oder her.

Anpfiff ist am Sonntag um 15 Uhr.

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