Sport: Alte Liebe rostet nicht

So einen erfahrenen Spieler kann Thomas Leek in seiner jungen Mannschaft gut gebrauchen. „Wir erhoffen uns einiges von ihm“, sagt der Trainer des Fußball-Brandenburgligisten SV Babelsberg 03 II über Martin Neubert, der jetzt die Töppen für die Nulldreier schnürt.

Wieder schnürt, um es genau zu sagen, denn von 2006 bis 2008 hatte der gebürtige Lausitzer schon für den SVB I gespielt. Er bestritt im Babelsberger Dress im ersten Jahr 25 Oberligapartien, stieg mit Nulldrei in die Regionalliga auf und schoss dort in 16 Partien ein Tor. Permanente Rückenbeschwerden warfen ihn in jener Saison aber immer wieder zurück, und nachdem sein Vertrag im Sommer nicht verlängert wurde, wechselte der Abwehrspieler zum Liga-Konkurrenten Tennis Borussia Berlin, ehe er 2010 zum Oberligisten BFC Dynamo ging. „In all den Jahren habe ich aber weiter hier in Babelsberg gewohnt“, erzählt Martin Neubert, der dadurch weiterhin einen kurzen Draht zu seinem Ex-Verein hatte. Mit seinen früheren Mitspielern Matthias Rudolph und Sebastian Rauch vom SVB ist er gut befreundet, bei der Drittliga-Aufstiegsparty der Babelsberger im Juni 2010 auf Mallorca war er ebenfalls dabei. Und als es Ende Mai vergangenen Jahres darum ging, Nulldrei vor dem finanziellen Aus zu bewahren, „hat meine kleine Familie auch etwas gespendet“, so der Kicker.

Eigentlich wollte Martin Neubert in dieser Saison mit dem BFC Dynamo in die Regionalliga aufsteigen. „Aber als unser Trainer Heiko Bonan nach Saudi-Arabien zum Verein Thomas Dolls wechselte“, erzählt er, „ging einiges schief. So habe ich mich mit dem Verein geeinigt, dass wir getrennte Wege gehen.“ Als er in der Winterpause – ebenso wie sechs Mitspieler – seinen Vertrag beim BFC vorzeitig auflöste, kamen Neubert und Nulldrei schnell ins Gespräch; alte Liebe rostet nicht. „Ich hätte auch weiter in der Oberliga spielen können. Aber Babelsbergs zweite Mannschaft ist jetzt genau das Richtige für mich“, sagt Martin Neubert, der mit seiner Verlobten Nicole und dem gemeinsamen Töchterchen Neele, das am morgigen Mittwoch ein Jahr alt wird, in der Babelsberger Karl-Liebknecht-Straße wohnt. Beruflich tätig ist er in der Verwaltung des Berliner freien Trägers „Pfefferwerk“, um dessen Kindertagesstätten er sich mit kümmert. „Ich spiele jetzt Fußball mehr als Hobby“, sagt der 31-Jährige. „Meine Rückenbeschwerden habe ich ganz gut im Griff – so gut es geht, wenn man was mit den Bandscheiben hat. Es ist so weit in Ordnung, dass ich Fußball spielen kann.“

Völlig abgehakt hat Martin Neubert die Oberliga bislang nicht. „Ganz abgeschlossen habe ich das Thema noch nicht“, bestätigt er. „Jetzt spiele ich erst einmal bis zum Sommer für Babelsbergs Zweite, und dann gucke ich, was geht und was nicht.“ Beim momentanen Tabellen-Achten der Brandenburgliga wird der 1,94-Meter-Mann der körperlich größte Kicker sein. Und – abgesehen von Spielern des Drittliga-Teams, die dort zum Einsatz kommen – der erfahrenste. In Cottbus, wo sein Vater Wolfgang Leiter der Lausitzer Sportschule ist, erlernte Martin Neuber das Fußball-Abc beim FC Energie, wo er alle Jugendmannschaften bis zu den Amateuren durchlief. 2002 wechselte er zum FC Hansa Rostock, wo er den Sprung ins Bundesliga-Team nicht schaffte, so dass er über die Station 1. FC Kaiserslautern II 2004 zum MSV Neuruppin ging und von dort zwei Jahre später an den Babelsberger Park wechselte. „Mit seinem Erfahrungsschatz kann er eine große Hilfe für uns sein“, meint sein neuer Trainer Thomas Leek, aus dessen Team in der Winterpause Thomas Müller zum FSV Babelsberg 74 zurückkehrte und Nikola Vujicic zum Oberligisten FSV Optik Rathenow wechselte. Dafür will nun Martin Neubert auf der Sandscholle Gas geben.