Landeshauptstadt: „Alter Fritz im Ballettrock“
Architektenkammer fordert Wettbewerb für Flügel am Brandenburger Tor / Anrainer gegen Bebauung
Stand:
Architektenkammer fordert Wettbewerb für Flügel am Brandenburger Tor / Anrainer gegen Bebauung Die Brandenburgische Architektenkammer hat die Stadt Potsdam in einem Schreiben aufgefordert, von einer Ad-hoc-Entscheidung über die Bebauung des Brandenburger Tores abzusehen und ein Wettbewerb einzuberufen. Prof. Dr. Günther Kabus von der Kammer sagte am Donnerstagabend bei einer Diskussionrunde zur Torbebauung, dies sei die beste Möglichkeit zu einem geordneten Verfahren für einen Bau an diesem sensiblen Ort der Stadt. Die Frage eines Neubaus der vor 170 Jahren abgerissen Torflügel ließ er offen. Das könne man erst nach einem Wett-bewerb entscheiden. Der aktuelle Enturf von Jochen Langeheinecke wurde am Donnerstag mit breiter Mehrheit der Anwe senden abgelehnt: „Das wäre, als würde man dem Alten Fritz einen Ballettrock anziehen“, sagte ein Anwohner zum vorge-stellten Entwurf. Langeheinecke und ein privater Finanzier haben im Oktober der Stadt die Pläne für eine moderne Flügelbebauung aus Metall und Glas vorgestellt. „Seit zehn Jahren suchen wir einen Investor, der diesen Ort bebaut“, sagte die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz, nun sei endlich jemand dazu bereit. Sie sieht die Bebauung rechts und links des Tores als notwendig an, um den Platz vom Lärm und Dreck der Schopenhauer Straße zu befreien. Es soll ein Platz werden, wie es der Vorplatz des Nauener Tores bereits ist. „Deswegen sollte man die historische Platzgestaltung wieder herstellen“, so von Kuick-Frenz. Conrad Walzer fand die Argumente der Beigeordneten an der Raalität vorbei. Seit 30 Jahre wohne er am westlichen Ende der Brandenburger Straße, „es ist eine Legen de von der Einöde an diesem Platz“. Trotz der „vergammelten Südhälfte“, seien die Cafes in der Straße im Sommer gut besucht, Touristen nutzen den Luisenplatz und das Tor zum Bummeln. „Eine Begren zung der Straße an dieser Stele und auf diese Weise beleben die Probleme der 700 Meter Einkaufsstraße nicht“, so Walzer. Die Schließung zweier Durchgänge des Tores, die der Entwurf vorsieht, seien nach Ansicht anderer Anwohner nicht nachvollziehbar und könne nur von Leuten entstehen, die sich an diesem Ort nicht auskennen. Gerade im Sommer käme es zu gro ßen Touristenströmen, die dann mit nur einem Durchgang nicht mehr aufgenom men werden könnten. In der Diskussion um den Wiederaufbau, wie es von Kuick-Frenz nennt, lieferte der Architekt den Gegner die Argumente in die Hand. In einem historischen Schreiben, aus dem er zitierte, nannte er die Gründe für den Abriss der Flügelbauten vor 170 Jahren. Sie würden sich architektonisch nicht mit dem Tor vertragen. Zu diesem Resultat kamen die Anwesenden auch mit der aktuellen Entwurfsvariante. Wolfgang Cornelus, Chef der AG Innenstadt, begrüßte den Vorschlag, die Seitenflügel zu bauen. „Wenn ich Händler am südlichen Ende der Straße wäre, würde ich mir Gedanken um die Zukunft machen“. Die östliche Seite sei weitaus besser entwickelt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: