
© Andreas Klaer
Von Erhart Hohenstein: „Alter Fritz“ mit neuem Gesicht
Auf ehemaligem Theatergelände an der Zimmerstraße stehen Abbrucharbeiten vor dem Abschluss
Stand:
Brandenburger Vorstadt - Das Gewirr desolater Gebäude auf dem früheren Gelände des Theaters an der Zimmerstraße hat sich zu einer weitgehend freien Fläche gelichtet. Lediglich der Abriss von zwei früheren Werkstattgebäuden und des einstigen Zuschauersaales steht noch bevor. „Wir sind zügig vorangekommen und liegen genau im Zeitplan“, sagt Baudenkmalpfleger Demir Arslantepe, der von der Schlösserstiftung eingesetzte Projektleiter. „Bis April sollen die Abbrucharbeiten abgeschlossen werden, um Baufreiheit für den Neubau zu schaffen.“
Bekanntlich hat die Stiftung das ehemalige Theatergrundstück für 1,2 Euro von der Stadt Potsdam erworben, um hier Arbeitsräume für die Abteilung Schlösser und Sammlungen unterzubringen. Dafür entstehen drei Neubauten, die bis 2014 fertiggestellt sein sollen. Dabei wird das denkmalgeschützte Vorderhaus mit seiner Front zur Zimmerstraße erhalten. Wie Arslantepe informierte, sind die nach europaweiter Ausschreibung an Berliner Büros vergebenen Planungen abgeschlossen, nunmehr werden die Bauleistungen ausgeschrieben. In den Neubauten und dem sanierten Altbau werden auf insgesamt 7500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche die Graphische und Plansammlung, das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ), die Papierrestaurierungswerkstatt, die Fotowerkstatt und die Gemälderestaurierung mit Depot und Labor einziehen. Die meisten dieser Einrichtungen befinden sich derzeit im Neuen Palais, so die Plansammlung, die mit ihren etwa 100 000 Einzelobjekten unverzichtbare Grundlage für die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten in den Schlössern und Gärten ist. Die Sammlungen müssen aus brandschutztechnischen und klimatischen Bedingungen ausgelagert werden, aber auch, um die frei werdenden Räume des größten Potsdamer Königsschlosses für das Publikum zu öffnen.
In einem zweiten Bauabschnitt werden an der Lennéstraße 10 auf dem Gelände des Schirrhofs (Handwerkerhof) weitere zehn neue Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 12 000 Quadratmetern errichtet. Sie nehmen die Restaurierungswerkstätten für Wandfassungen, Textilien, textile Raumausstattung, Holz, Metall und Porzellan auf, dazu die Depots für Textilien, Möbel, Uhren, Klaviere, Konsolen, Spiegel, Metalle, Geweihe, Kunsthandwerk, Glas, Porzellan, Stein und Öfen. Am Ort verbleiben sollen die Handwerker des Schirrhofs, dagegen wird für die Skulpturenwerkstatt ein neuer Standort gesucht. Da der Schirrhof seine Arbeit ohne Unterbrechungen fortführen muss, ergibt sich ein komplizierter Bauablauf. Deshalb sei der Abschluss des auf 26 Millionen Euro veranschlagten Gesamtvorhabens nicht vor 2017 möglich, erklärte Stiftungs-Baudirektor Alfons Schmidt.
Das Gelände an der Zimmerstraße war bis über das Kriegsende 1945 hinaus als Tanzgaststätte und Gesellschaftshaus „Zum Alten Fritz“ genutzt worden. Noch 1947 wurden hier durch den Privatunternehmer P.H. Winter mit seiner Potsdamer „Bunten Bühne“ Theaterstücke aufgeführt. Ab 1948 wurde es mit einem Aufwand von zwei Millionen Mark für das Hans-Otto-Theater ausgebaut und am 16. Oktober 1949 mit Goethes „Faust I“ als ständige Spielstätte eröffnet. Trotz immer neuer Um- und Anbauten blieb es ein Provisorium. Am 1. Dezember 1991 wurde der Spielbetrieb mit dem Stück „Noch ist Polen nicht verloren“ eingestellt. Danach stand der Komplex weitgehend leer.
Erhart Hohenstein
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