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Landeshauptstadt: Älter werden – wohnen bleiben

„Stadtforum“ zum Thema „Älter werden in Potsdam“ / Defizite beim altengerechten Wohnen

„Stadtforum“ zum Thema „Älter werden in Potsdam“ / Defizite beim altengerechten Wohnen Wie muss sich eine Kommune auf das Älterwerden ihrer Bewohner einstellen? Einer Antwort auf diese Frage versuchte sich das „Stadtforum Potsdam“ am Donnerstagabend im Alten Rathaus zu nähern. Sozialbeigeordnete Elona Müller informierte über die Zunahme des Durchschnittsalters der Potsdamer Bevölkerung von 36,5 Jahren 1991 auf jetzt 41 Jahre, was den Stadthaushalt stärker belaste. Menschen, die älter werden, müssen häufiger ambulant oder stationär gepflegt werden. Als Zuschuss für die Pflegeleistungen muss die Stadt jährlich zwei Millionen Euro aufwenden, denn viele Pflegebedürftige können die Kosten nicht voll tragen. 2010 gibt es den Prognosen zufolge 28 Prozent mehr Alte, so dass die Kosten weiter steigen. Weil mit zunehmendem Alter die Mobilität und der Antrieb, etwas zu unternehmen, abnehmen, wird die Wohnung immer wichtiger. Die Angebote für betreutes und selbst bestimmtes, altengerechtes Wohnen aber reichen nicht aus. Hans-Jürgen Hermann von der „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892“ berichtete, wie diese Genossenschaft sich auf ihre überwiegend älteren Mitglieder einstellt. Beispielhaft ist ihr „Verein zur Förderung des lebenslangen Wohnens". Dieser betreibt nicht nur ein Tagescafé, sondern auch eine Altenwohngemeinschaft für Demenzkranke. Häuser, in denen Kinder und Großeltern zusammenleben, hat die Genossenschaft gebaut und sie versucht, das Wohnen in Gruppen zu organisieren – alles Dinge, von denen die Potsdamer Unternehmen noch weit entfernt sind. Beispielhaft ist auch der „Concierge-Service", ein kostenloser mobiler Handwerkerdienst. Um die Wohnungen im Alter bezahlbar zu halten, wirbt Hermann für neue Finanzierungsmodelle beim Neubau. Über eine genossenschaftseigene Spareinrichtung mit Einlagen der Mitglieder in Höhe von 60 Millionen Euro lassen sich Neubau-Investitionen finanzieren und über Mieteinnahmen abzahlen. Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 versucht seit drei Jahren ebenfalls mit Erfolg, über eine eigene Spareinrichtung unabhängig von Fremd-Krediten zu wirtschaften. Viele Ängste begleiten das Älterwerden, wie Stephan Flade, Pfarrer in Babelsberg, berichtete. Die Angst vor der Einsamkeit steht dabei im Vordergrund, aber auch materielle Ängste wie die Sorge um die Bezahlbarkeit der Wohnung sowie der notwendigen medizinischen Leistungen. Einrichtungen wie die Seniorenfreizeitstätte in der Schulstraße können zum Abbau der Ängste beitragen; die ungünstige Situation für alte Menschen in Babelsberg sei jedoch kaum zu ändern: Flade berichtete, dass viele ins Zentrum Ost oder in die Waldstadt ziehen, weil Wohnungen und Wohnumfeld in diesen Stadtteilen für alte Menschen geeigneter sind als in Babelsberg. Die eingangs gestellte Frage, wie sich die Kommune auf die Zunahme der Zahl alter Menschen einstellt, konnte das Stadtforum nur bruchstückhaft beantworten. Elona Müller schlussfolgerte, dass für praktische Schritte eine „Vernetzung“ aller möglichen Einrichtungen in der Stadt notwendig sei. Die statistischen Daten, die Controlling-Chef Reiner Pokorny in Erinnerung rief, sind unverrückbar. In der Waldstadt 1 beträgt der Altersdurchschnitt schon heute 51 Jahre. Das Bild der Alterspyramide gleicht dort eher einem „Atompilz“ mit einem schwachen Stiel der Jungen und einem riesigen Pilzhut der Älteren. „Das kann zum Aussterben ganzer Bevölkerungen führen", folgerte der Statistiker.

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