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Landeshauptstadt: Alternatives Wohnen in der Villengegend

Projekthaus Babelsberg feiert dreijähriges Jubiläum: Anerkennung als „Mehrgenerationenhaus“ / Neubau geplant

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Babelsberg – Ein solarbetriebener MP3-Spieler, Keramikarbeiten oder Holzbetten: All das haben die Nutzer des „Werkhauses“ am Projekthaus Babelsberg bereits hergestellt, sagte Holger Zschoge, Sprecher des Vereins zur Förderung innovativer Wohn- und Lebensformen (Inwole), beim Rundgang durch Haus und Gelände in der Rudolf-Breitscheid-Straße 164. Am Samstag feierte das Projekthaus des Inwole dreijähriges Jubiläum. Gleichzeitig wurde es offiziell als „Mehrgenerationenhaus“ eingeweiht. Damit hat Potsdam nun neben dem Malteser Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten ein zweites Projekt, das im Rahmen dieses Bundesprogrammes für fünf Jahre unterstützt wird. Deutschlandweit erhalten insgesamt 500 Einrichtungen die Bundes-Förderung von jährlich 40 000 Euro.

Erst drei Jahre ist es her, dass Inwole die Villa mit Werkstatthaus in Babelsberg mit Eigenmitteln gekauft hat. Möglich geworden war das damals durch das Freiburger „Mietshäuser Syndikat“, das bundesweit vergleichbare Projekte unterstützt, erklärte Holger Zschoge. Seit 2005 wurde das Haus, in dem vor der Wende russische Soldaten lebten, dann in Eigenarbeit renoviert. Nach ökologischen Gesichtspunkten, wie Zschoge sagte: So werden Heizung und Warmwasser über eine CO2-neutrale Holzheizung erzeugt. Demnächst soll ein selbstgebautes Windrad in Betrieb gehen und die Außenbeleuchtung mit Strom versorgen. An den verschiedenen Projekten hätten sich bisher bis zu 700 Menschen aus zehn Ländern beteiligt. Für insgesamt 55 Projekte seien Förderkosten in Höhe von 475 000 Euro eingeworben worden.

In dem Haus lebten jetzt 18 von insgesamt 50 ständigen Projekt-Mitarbeitern. auf der „Büro-Etage“ haben außer Inwole auch der Verein Opferperspektive, der Brandenburgische Flüchtlingsrat und die Mediengruppe Mediamaro Platz. Im Kellergeschoss gibt es neben einem Seminar-Mehrzweckraum auch Gästezimmer mit bis zu 25 Übernachtungsplätzen.

Das Projekthaus sei in mehrfacher Hinsicht modellhaft, sagte Holger Zschoge: Einerseits habe Inwole damit gezeigt, dass auch in einer „relativ teuren Villengegend“ ein alternatives, selbstfinanziertes Projekt möglich ist. Mit dem Projekt würden außerdem „die verschiedenen Lebensbereiche verknüpft, die in einer modernen Stadt getrennt sind“, erklärte Zschoge. Das Projekthaus ist Kultur-, Arbeits- und Wohnraum in einem: „Unsere Kinder erleben hier, dass das zusammen gehört.“

Abgeschlossen ist die Arbeit am Projektstandort noch lange nicht: 2008 soll das Werkhaus, in dem es jetzt Holz-, Solar-, Foto- und Keramikwerkstätten gibt, fertig werden, sagte Zschoge. Geplant sei weiterhin der Neubau eines Mietshauses auf dem Hinterhof. Entsprechende Entwürfe für ein energieneutrales „Passivhaus“ würden bereits erarbeitet. Im Spätsommer soll es außerdem ein deutsch-französisches Workcamp zum Thema „Ökologie“ geben: In drei Wochen soll dabei auf dem Projektgelände ein Brotbackofen entstehen.

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