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Landeshauptstadt: Altes Rathaus – Favorit für Museum?

Förderverein und Museumschef wollen sich offiziell nicht festlegen / Entscheidung im Juni

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Innenstadt - Die Pläne für den künftigen neuen Standort des Potsdam-Museums lagen zum gestrigen „Internationalen Museumstag“ im Museumshaus in der Benkertstraße nicht aus. Museumschef Hannes Wittenberg bewahrt die Zeichnungen in seinem Schreibtisch auf. Das Problem: Es sind zwei unterschiedliche Standorte, die das Architekturbüro Ahting und Selke überplant hat: Das Brocksche Palais in der Yorckstraße und das Alte Rathaus. Daraus geht hervor: Beide Standorte bieten die Fläche und das wünschenswerte Ambiente. Nach dem Erwerb des Brockschen Palais hat der neue Eigentümer Lorenz Brucker der Stadt angeboten, hier das Potsdam Museum einzurichten. Die Entscheidung der Stadtverordneten soll im Juni fallen.

Wenn eine Besucherumfrage stattfinden würde: Wo hätten Sie’s denn gern? - dann wären die Antworten wahrscheinlich genauso unentschieden wie die von Wittenberg und dem Vorsitzenden vom Förderverein des Potsdam-Museums Markus Wicke. Wittenberg sagt salomonisch: „Wir nehmen alles was größer ist als das jetzige Museumshaus.“ Und der Förderverein will sich erst positionieren, „wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen.“ Bei den Zahlen geht es um die Umbaukosten, um die künftige Miete sowie die Höhe der Betriebskosten.

Das Alte Rathaus, derzeit als Potsdam-Forum genutzt, bietet mit 2 615 Quadratmetern sogar über 800 Quadratmeter mehr Nutzfläche als das Brocksche Palais mit seinem auf der Südseite vorgesehenen Anbau. „Das tausend Quadratmeter große Untergeschoss ist bislang völlig ungenutzt“, bemerkt Wittenberg und kommt bei der weiteren Beschreibung der Möglichkeiten im Alten Rathaus geradezu ins Schwärmen. Den Bacchuskeller, früher ein intimes Restaurant für Familien- und „Brigadefeiern“, will er auf jeden Fall wieder aus dem Dornröschenschlaf wecken. Daneben solle es ein separates Museumscafé im Knobelsdorffhaus geben, dessen Betreiber auch den Bacchuskeller mit übernehmen wird. Nach einem Plan aus dem Jahre 1992 sollte in den Verbindungsbau zwischen Altem Rathaus und Knobelsdorffhaus eine Tür eingebaut werden. Diese Vorstellungen sind offenbar vom Tisch.

Als Veranstaltungsort könne das Alte Rathaus mit seinem 200 Quadratmeter großen Theatersaal erhalten bleiben, sagt Wittenberg, der die Planungen bereits bis in die Einzelheiten auf dem Papier hat. Im zentralen Eingangsbereich solle eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses gezeigt werden, ein Vorhaben, das sich auch für das Brocksche Palais verwirklichen ließe. Dieses diente bekanntlich ursprünglich als Glasschleiferei, später als Sitz der Oberrechnungskammer und in der DDR als Fernmeldebauamt. „Beide Häuser können von der Größe her die Sammlungen aufnehmen“, so Wittenberg. Als Museumsräume stünden 1150 Quadratmeter zur Verfügung, für Sonderausstellungen 260. Das Erdgeschoss-Foyer biete Platz für den Museumsshop und neben dem Bacchuskeller könnte eine „Schatzkammer“ mit spektakulären Sammlungsstücken wie dem berühmten Münzpokal aus dem 17. Jahrhundert oder mit seltenen archäologischen Funden entstehen. Für die Außengestaltung biete sich eine Terrasse zur Burgstraße an.

Widerstand gegen die Umnutzung des Alten Rathauses zum Potsdam-Museum gebe es offenbar noch aus den Reihen der stärksten Rathausfraktion, der Linkspartei.PDS. „Da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins. Die Linkspartei-PDS sehe im Alten Rathaus, vor der Wende Kulturhaus „Hans Marchwitza“, das letzte „Kulturhaus der DDR“, das sie offenbar nicht „opfern“ wolle.

Günter Schenke

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