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Landeshauptstadt: Ältester Potsdamer verstorben Wilhelm Hamann wurde 106 Jahre alt

Brandenburger Vorstadt - Zufrieden und bescheiden war er bis zuletzt. „Ich möchte eigentlich nur weiter lesen, der Rest ergibt sich“, sagte Wilhelm Hamann im November 2009, als er im Kreise seiner Familie, Nachbarn und Freunde seinen 106.

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Brandenburger Vorstadt - Zufrieden und bescheiden war er bis zuletzt. „Ich möchte eigentlich nur weiter lesen, der Rest ergibt sich“, sagte Wilhelm Hamann im November 2009, als er im Kreise seiner Familie, Nachbarn und Freunde seinen 106. Geburtstag im Hasenheyer-Stift feierte. Der älteste Potsdamer beeindruckte damals auch Oberbürgermeister Jann Jakobs, der zum Gratulieren kam: „Es war für mich erstaunlich, wie zufrieden und geistig fit er war. Er erzählte mir damals, dass er sich jeden Tag durch die Tageszeitung auf dem Laufenden halte. Auch sein tägliches Glas Rotwein ließ er sich nicht nehmen“, so das Stadtoberhaupt.

Es war nicht das einzige Ritual, das Wilhelm Hamann hatte. Noch bis weit nach seinem 100. Geburtstag spazierte er regelmäßig durch seinen Kiez, die Brandenburger Vorstadt, in der das Hasenheyer-Stift liegt, das er 1990 bezogen hatte. Seine Heimat jedoch war die Lausitz, in der er am 5. November 1903 in Forst zur Welt kam. Nach einer Lehre als Lebensmittelkaufmann übernahm er später das väterliche Geschäft, baute es zum Großhandel aus. War Hamann während des Ersten Weltkriegs noch ein Jugendlicher, erlebte er die Zeit des Nationalsozialismus „als einen seiner größten Lebensbrüche“, berichtete sein Sohn Wilhelm Hamann junior. Hamann schloss sich der NSDAP an, wurde im letzten Kriegsjahr eingezogen, überlebte aber alle Kämpfe. Allerdings verlor Hamann nach Kriegsende seine berufliche Existenz in Forst und ging ins anhaltinische Zerbst. Dort arbeitete er im Büro einer Baufirma bis zu seinem 75. Lebensjahr.

Auch im Hasenheyer-Stift in Potsdam blieb Hamann nicht untätig, sondern engagierte sich für seine Mitbewohner über Jahre hinweg im Heimrat. Zusätzlich war er im Zeitzeugenzirkel des Seniorenbeirats aktiv und schrieb bis zuletzt Lebenserinnerungen, las daraus vor, hielt Vorträge und Buchlesungen. In den vergangenen Jahren interessierten den ältesten Potsdamer vor allem Biographien und Erinnerungen anderer Menschen.

Am vergangenen Sonntag ist Wilhelm Hamann, Potsdams ältester Einwohner, im Hasenheyer-Stift verstorben. Seine Ehefrau Helene starb bereits 1988. „Die Stadt verliert mit Wilhelm Hamann einen Menschen, der einem das Gefühl vermittelte, dass man sich darauf freuen kann, älter zu werden“, kondolierte Oberbürgermeister Jakobs der Familie Hamanns.

Gegenwärtig leben in Potsdam 25 Menschen, die 101 Jahre und älter sind. Der älteste Einwohner derzeit ist mit 105 Jahren Frieda Buchmann. KG

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