CHRONIK DER BStU-AUSSENSTELLE: „Am Anfang waren wir zu dritt“
Am 5. Dezember 1989 forderte das Neue Forum den damaligen Oberbürgermeister Manfred Bille auf, die Aktenvernichtung im Bezirksamt für Staatssicherheit zu stoppen – noch am selben Tag besetzten Bürger die Bezirkszentrale in der Hegelallee.
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Am 5. Dezember 1989 forderte das Neue Forum den damaligen Oberbürgermeister Manfred Bille auf, die Aktenvernichtung im Bezirksamt für Staatssicherheit zu stoppen – noch am selben Tag besetzten Bürger die Bezirkszentrale in der Hegelallee. Die Räume wurden von der Staatsanwaltschaft versiegelt und unter Kontrolle der Bürgerbewegung gestellt. Am 6. Dezember 1989 gründete sich dafür auch das Bürgerkomitee „Rat der Volkskontrolle“. Bereits am 18. Januar 1990 stellte man jedoch fest, dass Akten aus den versiegelten Räumen verschwunden waren. Die Aktenbestände wurden dann von Februar bis März 1990 von der Volkspolizei Potsdam-Eiche unter Aufsicht des Bürgerkomitees in ehemalige Stasi-Bunker auf dem Windmühlenberg umgelagert und am 12. März 1990 dem Staatsarchiv Potsdam übergeben – ungeordnet. Die Akten waren zu diesem Zeitpunkt gesperrt und nur für Staatsanwälte und Gerichte einsehbar. Zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde die Behörde des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen gegründet und die Außenstelle Potsdam am Windmühlenberg eingerichtet. Dort sollen die Akten aus dem Bezirk Potsdam – ein Bestand von 4,7 Kilometern Akten und knapp 1,5 Millionen Karteikarten – erschlossen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Am Anfang waren wir zu dritt“, erinnert sich Gisela Rüdiger. Erste Leiterin der Außenstelle war Uta Leichsenring, die spätere Polizeipräsidentin in Eberswalde. Im Sommer 1991 übernahm Gisela Rüdiger die Leitung. 1991 und 1992 wurden knapp 80 weitere Mitarbeiter eingestellt – auch ehemalige Stasi-Leute versuchten, die Behörde zu unterwandern. Im Januar 1992 konnten die ersten Bürger ihre Akten einsehen – bis Jahresende 2008 waren es 83 000 Brandenburger. 1992 zogen Verwaltung und Auskunftsbereich ins ehemalige Armeelazarett in der Großbeerenstraße 301. Im Frühjahr 1995 folgte der Umzug des Archivs dorthin. Zum Jahresende 2008 wird die Außenstelle aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst. Die Akten kommen ins BStU-Zentralarchiv in der Berliner Ruschestraße. In Potsdam soll es eine Bürgersprechsstunde in der Gedenkstätte Lindenstraße 54 geben. JaHa
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