Landeshauptstadt: Am Rande – und doch mittendrin
Hell und freundlich – die Stadt übergab die neuen Räume für die Suppenküche an die Volkssolidarität
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Innenstadt - Vier Waschmaschinen stehen betriebsbereit wie auf einer Perlenschnur aufgereiht in einem Raum. Eine fünfte nagelneue wurde gerade vom Versand geliefert. Ein Unternehmer hat sie der neuen Suppenküche spendiert. „Hier wird viel gewaschen“, sagt Jörg Jutzi von der Volkssolidarität, zu dem die Anlaufstelle für Bedürftige gehört. Waschmaschinen werden gebraucht: „Zwei bis drei gehen im Jahr drauf“, so Jutzi.
Gestern übernahm er die neuen Räume für die Suppenküche von der Sozialbeigeordneten Elona Müller und der Chefin des Kommunalen Immobilien Service (KIS), Monika Remann. Auf 300 Quadratmetern in einem Bürocontainer auf dem Gelände der Stadtverwaltung können Obdachlose nach der Eröffnung am 18. Dezember, 9 Uhr, ein sehr preiswertes Mittagessen zu sich nehmen, sich duschen und aufwärmen sowie Wäsche waschen. Für 56000 Euro hat der KIS den Container für die Bedürfnisse der Hilfseinrichtung umbauen lassen. Die Refinanzierung dieser Kosten erfolgen durch Mietzahlungen der Volkssolidarität, die wiederum nach Angaben der Sozialbeigeordneten jährlich 47000 Euro von der Stadt für den Betrieb der Suppenküche erhält.
Die neuen Räume sind im Gegensatz zu den vormaligen in der Lindenstraße hell und freundlich. Suppenküchen-Chef Friedhelm Loter freut sich über sanierte Damen- und Herrentoiletten und einen spezifischen Waschmaschinenraum – in der Lindenstraße gab es nur eine Toilette, in der auch die Waschmaschine stand. „Ich habe nur glänzende Augen gesehen. Es gefällt allen“, freut sich Elona Müller. In ihrer Eröffnungsrede erinnerte sie an die schwere Suche nach einer neuen Bleibe. Der ehemalige Vermieter, die Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“, will in den alten Suppenküchenräumen eine Herberge einrichten. Da sich zuerst Alternativen zerschlugen, verlängerte die Stiftung das Bleiberecht für die Armenküche zunächst sogar. Im Sommer fiel dann die Entscheidung für den Container auf dem Verwaltungsgelände an der Friedrich-Ebert-Straße. „Wir haben sie nicht an den Rand der Stadt gedrängt, sondern ins Zentrum der Stadt gerückt“, betonte die Beigeordnete. Beim Umzug half die Spedition Plischka & Schmeling. Wie Elona Müller weiter erklärte, werden in der Einrichtung Obdachlose auch darüber informiert, wie sie wieder zu einer Wohnung gelangen können und dass im Obdachlosenheim am Lerchensteig trotz einer ständigen Auslastung der 80 Plätze weitere Notbetten bereit stehen. „Niemand muss in der Kälte auf der Straße sein“, so Elona Müller.
„Wenn man bedenkt, wo wir her kommen “, sagte Jörg Jutzi ergriffen: „Die Stunde eins der neuen Suppenküche hat begonnen.“ Ab dem 18. Dezember werden sich insgesamt sechs haupt- und ehrenamtliche Mitglieder der Volkssolidarität um die Bedürftigen kümmern. Zwei Frauen stehen in einem mit Teddys, Puppen und einem Wickeltisch ausgestatteten Extra-Raum Müttern und Kindern zur Seite. In der eigentlichen Küche bereiten Roswitha Weege, Rita Krause, Ingrid Engel und Marion Blank künftig das Essen. Gestern waren sie noch mit dem Einräumen beschäftigt. Sie loben den Platz, den sie bei ihrer Arbeit haben werden und das es im Container sehr viel hygienischer sei als in der Lindenstraße. Und auch in einem weiteren Punkt brechen in der Suppenküche neue Zeiten an: In allen Räumen gilt ein generelles Rauchverbot. gb
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