Aus dem GERICHTSSAAL: Amok-Tour im Drogenrausch
Angeklagter: Ich war in meiner eigenen Welt
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Aus dem GERICHTSSAALAngeklagter: Ich war in meiner eigenen Welt Immer wieder schüttelt Matthias B. (23) während der Zeugenaussagen fassungslos den Kopf. Er kann nicht glauben, was er in der Nacht zum 15. Juni 2003 im Alkohol- und Drogenrausch tat. „Der Ford hatte sich offenbar in einer Hecke festgefahren. Sein Fahrer stieg aus und begann, auf den Wagen einzudreschen“, berichtet Klaus-Dieter R. (50) vor dem Schöffengericht. „Ich sprach den jungen Mann zweimal an. Aber er reagierte überhaupt nicht.“ Daraufhin habe er die Polizei gerufen, so der Angestellte. „Ich war in meiner eigenen Welt“, gesteht der wegen besonders schweren sowie versuchten schweren Diebstahls, Straßenverkehrsgefährdung sowie Unfallflucht Angeklagte. Er sei mit dem Fahrrad zu einer Party gefahren, wollte mit dem Veloziped auch wieder nach Hause. Doch das klappte nicht. Er hatte zu viel Alkohol getrunken und auch Kokain konsumiert. „Irgendwann befand ich mich dann in dem Opel. Der blieb plötzlich stehen. Weil auf einmal ganz viele Leute da waren, bin ich abgehauen. Aber die Polizei kam und hat mich verhaftet“, umreißt der bereits mehrfach wegen Diebstahls Vorbestrafte die Situation. Dass Matthias B. nur ein Bruchstück des turbulenten Geschehens schildern kann, ist der tückischen Kombination von Alkohol und Drogen geschuldet, die sein Gedächtnis trübte. Laut Anklage soll der gelernte Anstreicher den Opel Astra vor einem Wohnhaus aufgebrochen und kurzgeschlossen haben. Mit rund zwei Promille viel zu betrunken, den Wagen sicher zu führen, sei er erst gegen eine Begrenzung, danach in besagte Hecke gerast. Wutentbrannt sei er auf das Dach des Autos gesprungen, habe darauf herumgetrampelt, anschließend sämtliche Scheiben eingeschlagen. Dann sei der Potsdamer zu Fuß vom Unfallort geflüchtet. Vor einer Kfz-Werkstatt habe er versucht, zwei weitere – allerdings nicht fahrbereite – Autos zu starten, um seine Amok-Tour fortzusetzen. Wenig später sei sein Führerschein sichergestellt worden. Bei seiner letzten Verurteilung im April wurde der Alkohol- und Kokainabhängige beauflagt, eine Therapie zu absolvieren, um von seiner Sucht loszukommen. Matthias B. begab sich daraufhin in fachärztliche Behandlung, entließ sich aber selbst bald wieder. Inzwischen – so seine Bewährungshelferin – habe er begriffen, dass er professionelle Hilfe brauche. Seit vier Tagen befinde er sich in einer Einrichtung in Berlin. Minimal drei, maximal sechs Monate würde die von der Krankenkasse bewilligte Behandlung hier dauern. „Ich werde das auf alle Fälle durchhalten. Schließlich weiß ich, was auf dem Spiel steht“, beteuert der Angeklagte, der inzwischen eine Freundin hat, die hinter ihm und seinen Problemen steht. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Constanze Rammoser-Bode verurteilt den 23-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt zu vierjähriger Bewährung. Außerdem muss er die begonnene Therapie beenden und darf 18 weitere Monate nicht ans Steuer eines Autos. Hoga
Hoga
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