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Aus dem GERICHTSSAAL: Amtsanwältin kritisiert Polizei

Verfahren nach Angriff mit Eisenstangen eingestellt

Stand:

Marquardt – Deutliche Kritik an den Ermittlungen der Polizei nach einem Überfall in Marquardt hat die Potsdamer Oberamtsanwältin Oßmann gestern nach einer Verhandlung am Amtsgericht geübt. „Die Aufklärung dieser gefährlichen gemeinschaftlichen Körperverletzung ist an schlechter Polizeiarbeit vor Ort gescheitert“, sagte Oßmann. Zuvor hatte ein Angeklagter aus Teltow dem Vorschlag des zuständigen Amtsrichters Lange zugestimmt, das Verfahren gegen ihn vorläufig einzustellen. Allerdings muss er eine Geldbuße von 1000 Euro an die Brandenburger Opferhilfe zahlen. „Es bleiben große Fragezeichen in diesem Verfahren“, bemerkte Lange.

Angeklagt war der 27-jährige Patrick Sch.: Ihm wurde vorgeworfen, vor einem Jahr mit anderen Männern eine Gruppe Jugendlicher mit Eisenstangen und Baseballschlägern zusammengeschlagen zu haben. Die späteren Opfer hatten in der Nacht vom 13. zum 14. Mai den 18. Geburtstag des Marquardters Dennis R. gefeiert. Dafür hatten sie sich den Platz unter der Eisenbahnbrücke am Sacrow-Paretzer-Kanal ausgesucht. Dorthin war am frühen Abend des 13. Mai laut Zeugenaussagen auch der Angeklagte gekommen – die Strecke von einer nahen Gartensparte bis zum Feierplatz war er auf einem Rasenmähertraktor gefahren. Zunächst hatte sich Sch. zu der ihm bis dahin unbekannten Truppe gesellt und mit ihnen getrunken. Ab da, so sagte Sch., habe er kaum Erinnerungen. Später sei er auf halbem Weg zwischen Brücke und Gartensparte von ihm ebenso unbekannten Leuten geweckt worden. Diese hätten gefragt, wo noch „Party“ sei. Er hätte sie dann zu der Brücke geführt – doch ab da setze seine Erinnerung aus bis zu dem Punkt, als ihn die Polizei später in der Gartensparte aufgriff. Ein Bluttest zwei Stunden nach der Prügelei ergab 2,5 Promille Alkohol im Blut.

Die damaligen Opfer, die als Zeugen geladen waren, erklärten dies gestern so: Der Angeklagte habe während der Feier einen Kasten Bier geholt und ausgetrunken. Später habe er ihr Bier gewollt, aber nicht bekommen. Dadurch sei Streit entstanden, Patrick Sch. von der Party verwiesen worden. Rund zwei Stunden später seien dann rund fünf bis sechs Männer gekommen, einige Zeugen erkannten unter ihnen Patrick Sch. wieder. Allerdings hat von den 17- bis 19-jährigen Zeugen keiner gesehen, dass Sch. wirklich selbst zuschlug oder direkt als Anstifter wirkte. Nur der 19-jährige Matthias K. gab an, von Sch. geschubst worden zu sein. Auch er kritisierte die Polizei: „Obwohl Beamte in der Nähe waren, reagierten sie zu langsam – sonst hätten sie die anderen Angreifer auch locker schnappen können.“ HK

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