Landeshauptstadt: An den Kolonnaden herrscht Stille
Stiftungs-Baudirektor: An Fertigstellung zum 300. Geburtstag Friedrichs II. wird festgehalten
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Sanssouci - An den Kolonnaden herrscht Stille. Kein Handwerker ist hinter den Einhüllungen des Natursteinbauwerks am Neuen Palais zu entdecken. Für das mit einem Kostenumfang von etwa zwölf Millionen Euro größte Bauprojekt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten haben die Sanierungsarbeiten also noch nicht begonnen.
Als im Frühjahr 2005 das desolate Bauwerk mit einem riesigen Schutzgerüst überwölbt wurde, war der Baustart für das Frühjahr 2006 angegeben worden. Da der durchfeuchtete Naturstein jedoch langsamer trocknete als angenommen, wurde dieser Termin auf 2007 verschoben. Nunmehr führen angeblich durch das beauftragte Ingenieurbüro nicht rechzeitig abgeschlossene Planungen zu einer weiteren Verzögerung.
Auf PNN-Anfrage wies Stiftung-Baudirektor Dr. Alfons Schmidt diese Informationen jedoch als Gerücht zurück. „Wir beginnen noch in diesem Jahr wie vorgesehen mit der Sanierung und Restaurierung“, erklärte er. Dafür wurde im südlichsten Teil der Kolonnaden ein Musterfeld ausgewählt, das sich 15 Meter tief in Ost-West-Richtung durch das gesamte Bauwerk zieht. Es wird von der statischen Sicherung über die Instandsetzung des Dachs bis zur Steinrestaurierung komplett wiederhergestellt. Auch der Skulpturenschmuck wird einbezogen. Für das Musterfeld laufen derzeit die Ausschreibungen, Baubeginn soll im Oktober sein. Aus den Erfahrungen bei der Sanierung dieses Segments können wichtige Folgerungen für das Gesamtbauwerk gezogen werden.
Wie der Baudirektor mitteilte, soll im nächsten Jahr der erste Bauabschnitt in Angriff genommen werden, der aus dem Südflügel und dem in der Mitte stehende Triumphtor besteht. Er wird etwa fünf Millionen Euro erfordern. Anschließend kommt der Nordflügel an die Reihe. Alfons Schmidt zeigte sich optimistisch, dass das Vorhaben wie vorgesehen bis zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen am 24. Januar 2012 abgeschlossen werden kann. Die 1766 bis 1769 durch Gontard nach Entwürfen von Le Geay errichteten Kolonnaden gelten als eines der europaweit bedeutendsten Natursteinbauwerke des 18. Jahrhunderts. Allein im Bogengang stehen 96 Säulen, in den beiden seitlichen, von Obelisken gekrönten Pavillons und im als Triumphtor gestalteten Mittelteil nochmals 26. Schon dies verdeutlicht den Umfang der Arbeiten. 42 Skulpturen – Götter, Krieger und Frauen – schmücken Bogengänge und Mittelbau. Hinzu kommen Trophäendarstellungen. Von den beiden je sieben Tonnen schweren Obelisken auf den Pavillons wurde einer bereits restauriert. Gänzlich erneuert werden muss die Kuppel über dem Triumphbogen. Sie war am Kriegsende zerstört worden.
Die Kolonnaden sind schon seit Jahrzehnten ein Sorgenkind der Schlösserverwaltung. Einzelne Säulen sind bis zu 13,5 Zentimeter aus dem Lot geraten. Außerdem weist der für das Bauwerk verwendete Sandstein schwere Schädigungen auf. Dazu zählen Verwitterungserscheinungen, Steinpressungen durch die aus dem Lot geratenen Teile und die Verhärtung der Oberfläche, unter der das Innere des Steins zerbröselt. Bereits im Jahr 1986 mussten im nördlichen Abschnitt die Balustraden, der Architrav und auch die Kapitelle der Säulen abgenommen werden.
Nach Wiederherstellung sollen die Kolonnaden neben dem Neuen Palais und den Communs einen der Glanzpunkte des Festplatzes bilden, zu dem die Stiftung die so genannte Mopke (niederländisch für Pflasterung aus hochkant gestellten Ziegelsteinen) herrichten will. Er soll Hauptschauplatz für die Musikfestspiele, die Schlössernacht und andere hochrangige Veranstaltungen werden.
Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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