Links und rechts der Langen Brücke: An Einfluss verloren
Jan Brunzlow über einen Potsdamer Komödiantenstadl
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Es ist ein Lauf der Eitelkeiten und unerfüllten Wünsche, es geht um Machterhalt und persönliche Animositäten: Selten hat die Besetzung einer Geschäftsführerstelle einer Gesellschaft der Stadt so für öffentlichen Wirbel gesorgt wie die Ausschreibung für die neue Luftschiffhafen GmbH. Inzwischen ist es eine Lachnummer und ein Fall für die Kommunalaufsicht geworden. Geschäftsführer für städtische Tochtergesellschaften wie die Luftschiffhafen GmbH werden in aller Regel nicht von Stadtverordneten bestellt. Das sieht die Kommunalverfassung nicht vor und auch kein anderes Gesetz. Doch die Stadtverordneten wollten gerne ein Wörtchen mitreden, vor allem die Linken. Wortführer war Hans-Jürgen Scharfenberg, der Fraktionschef und Landtagsabgeordnete. Er will Andreas Klemund, den jungen und manchmal ungestümen SPD-Mann auf diesem Geschäftsführer-Posten nicht haben. Offiziell, weil er ihn nicht für den geeignetsten Kandidaten hält. Doch es könnte noch einen anderen Grund geben: Der Sportpark am Luftschiffhafen, das frühere Gelände des Armeesportklubs und bis heute gespickt mit Altkadern, galt trotz des Einflusses der Sozialdemokraten in den Sportvereinen jahrelang als PDS-Hochburg. Anstehende Probleme sind bei Scharfenberg gelandet, eine Lehrerin der Sportschule saß bis letzten September für Die Linke in der Stadtverordnetenversammlung. Der Einfluss sinkt jetzt. Das Gelände wird künftig nicht mehr von der Stadtverwaltung sondern von der Pro Potsdam übernommen, an deren Spitze ein Mann mit SPD-Parteibuch sitzt. Scharfenberg hätte es am liebsten in Regie der Stadt belassen oder an die Stadtwerke gegeben. Das wurde nichts – Klemund sollte freihändig als Geschäftsführer bestellt werden. Es folgten Proteste, die Forderung nach einer Ausschreibung und die Forderung nach Mitbestimmung bei der Erstbesetzung des Postens. So geschehen. Die folgende Ausschreibung, die Abstimmung über den Geschäftsführer, das Verkünden des falschen Ergebnisses, das Verhalten des Präsidiums in der Stadtverordnetenversammlung und nun der Anruf bei der Kommunalaufsicht sind unnötige Folgen eines Verfahrens, das es wohl so nicht wieder geben wird. Denn die Pro Potsdam und der Oberbürgermeister hätten diese Zugeständnisse der Mitgestaltung nicht machen müssen. Sie hätten entscheiden können, ohne Mitwirkung der Stadtverordneten. Sind sie demokratische Wohltäter? Vielleicht, man kann es aber auch als wohlige Nestwärme der Sozialdemokratie sehen, die einen Genossen versorgen will. Wie auch immer: Horst Müller-Zinsius hätte die Macht, dem Komödiantenstadl neuen Schwung zu geben: Er muss einfach nur einen Geschäftsführer bestellen.
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