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Landeshauptstadt: „An Frieden habe ich nicht gedacht“

An den 8. Mai 1945 erinnert sich für die PNN hier Renate Jungmann.

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An den 8. Mai 1945 erinnert sich für die PNN hier Renate Jungmann. Sie erlebte das Kriegsende als 15-Jährige in der Potsdamer Innenstadt: Meine Tante ist noch in den letzten Tag von russischen Tieffliegern erschossen worden – ein schreckliches Erlebnis. Wir saßen im Souterrain in der Karlstraße, der heutigen Mauerstraße. Die ganze Straße war unter Beschuss und dann überall diese Schreie: „Uhri, Uhri!“ Das klang grauenhaft. Irgendwann hörte der Beschuss auf. Und erst mal war alles vorbei. Hoffnungen hatte ich keine. An Frieden habe ich gar nicht gedacht. Ich wollte hier nur rauskommen. Und nachher ging es nur noch um“s Essen. Wir haben nach Brot angestanden. Aus den Ziegelsteinen der Trümmer haben wir einen Herd gebaut und im Freien gekocht mit dem Holz aus den Ruinen. Das Wasser haben wir von der Pumpe in der Weinbergstraße, früher hieß die Augustastraße, geholt. Meine Eltern waren beide beim Bombenangriff am 14. April verletzt worden. Also habe ich mich um alles gekümmert. Ich war ja die Große. Viele haben bei Karstadt geräumt, ich nicht und Kartoffelschalen musste ich nur ganz kurze Zeit essen. Meine Eltern hatten früher ein Geschäft und die anderen Geschäftsleute haben mir oft etwas zu gesteckt. Einer war für den anderen da, weil alle Schlimmes erlebt hatten. Die Russen kamen ständig ins Haus, um Mädchen zu haben. Wir hatten da so Tricks, haben uns Zöpfe geflochten, damit wir jünger aussehen und die Matratzen aus den Betten genommen, um kleiner zu wirken. Bei uns haben sie trotzdem drei Mädchen vergewaltigt. Mich hat ein polnischer Offizier gerettet. Er hat sich vor mich gestellt und gesagt: „Nein! Kind!“ Das war mein Glück. just

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