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Landeshauptstadt: An Wasser kein Mangel

Von bis zu 120 000 Kubikmeter ist der Verbrauch in Potsdam auf täglich 23 000 gesunken / Jeder Potsdamer verbraucht derzeit 118 Liter Wasser am Tag

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Von durchschnittlich 23 000 auf 40 000 Kubikmeter ist im trocken-heißen Juni und Juli der tägliche Wasserverbrauch in der Landeshauptstadt hinaufgeschnellt. Dennoch braucht niemand zu befürchten, dass das lebensspendende Nass aus dem Hahn nur noch tröpfelt oder ein Sprengverbot für Kleingärten ausgesprochen wird. Die Energie und Wasser Potsdam GmbH deckt locker den erhöhten Bedarf, erklärte der Sachgebietsleiter Wassermanagement Karsten Zühlke am „Preußischen Stammtisch“ in dieser Woche, der ihn zu einem Gespräch über Geschichte und Gegenwart der Wasserversorgung eingeladen hatte.

Die war zu DDR-Zeiten problematisch, so dass Wasser über Fernleitungen aus Stolpe nördlich Berlins herangeführt werden musste und Ende der 1980er Jahre der Bau einer Trasse aus dem Fläming mit seinen Gebirgsbächen begann – ein umweltgefährdendes Projekt, das mit der Wende gestoppt wurde. Damals lag der Wasserverbrauch in Potsdam bei täglich 60 000 Kubikmetern und konnte sich in heißen Sommern verdoppeln. Der starke Rückgang nach 1990 ergab sich in erster Linie aus den weitaus höheren Preisen, außerdem aus der Auflösung von wasserintensiven Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben sowie dem Abzug der russischen Besatzungstruppen. Bei einem Durchschnitt von 126 Litern in den alten und 100 in den neuen Bundesländern verbraucht jeder Potsdamer zurzeit 118 Liter Wasser am Tag.

Die zentrale Wasserversorgung begann in Potsdam 1876 mit dem Bau des Wasserwerks Bertinistraße, dessen Gebäude und teilweise auch die technischen Anlagen erhalten sind. Vom Hochbehälter Pfingstberg wurden über ein zunächst 11 km langes Netz vornehmlich die königlichen Bauten und Parkanlagen, dazu die Innenstadt und die Berliner Vorstadt beliefert. Es folgten die Wasserwerke Leipziger Straße (1900), Wildpark (1932), Nedlitz (Neubau 1952), Rehbrücke (1960, mehrfach erweitert) und Ferch (1989 erweitert und dann auch für Potsdam genutzt). Hochbehälter befinden sich auf dem Kirchberg, dem Pfingstberg, dem Brauhausberg und dem Ravensberg. Das Leitungsnetz ist jetzt fast 450 Kilometer lang.

Noch heute werden auf einzelnen Abschnitten Rohre aus dem 19. Jahrhundert genutzt. Die Erneuerung und Sanierung des Netzes bleibt eine Daueraufgabe. Immerhin konnten in Potsdam die Wasserverluste auf 4 Prozent gesenkt werden, Bundesdurchschnitt ist 6,8 Prozent. In Kleingartenlagen, wo in den 60er Jahren Stahlrohre in Eigenleistung verlegt wurden, können sie allerdings auf 20 Prozent und mehr klettern. In diesen Fällen helfe nur eine grundlegende Erneuerung, erklärte Zühlke. Die Mär, dass sogar geeichte Wasseruhren falsch zählen, wies er zurück; die Abweichungen lägen unter einem Prozent. Diskutiert wurde über die Qualität des Potsdamer Trinkwassers. Am Zapfhahn müsse es den gesetzlich vorgegebenen Werten entsprechen, erläuterte der Experte. In diesem Rahmen sei den Bauherren freigestellt, welches zugelassene Material sie für die Leitungen wählen. Dazu zählten auch die relativ preisgünstig zu verlegenden Kupferrohre. Nach der Ansicht von Umweltschützern birgt Wasser aus diesen Leitungen gesundheitliche Risiken für Babys und Kleinkinder. Ein ideales Trinkwasser gebe es nicht, erklärte der Experte. Enthalte es viele lebenswichtige Mineralien, diene es der Gesundheit, gerate jedoch wegen der Ablagerungen in Heizkesseln, Armaturen u.ä. in die Kritik. Ein Denkmal setzte Zühlke dem Ingenieur Rudolf Marschner (1885 - 1969), der von 1909 - 1954 in den Potsdamer Wasserwerken tätig war und durch seine Erfindungen, so geschlossener Filter zur Grundwasseraufbereitung, wesentlich zur Qualitätsverbesserung des Trinkwassers beitrug. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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