
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Andrang bei den Klompen
Rekordbesuch auf 15. Tulpenfest im Holländischen Viertel / 40 000 Besucher und 100 000 Tulpen
Stand:
Innenstadt - Geschickt schneidet Martin Dijkman auf seinem Messerblock in das weiche Pappelholz und im Nu entsteht ein kleines Holzmesser. „Wie heißt du?“ – fragt er den staunend zuschauenden Jungen, bevor er dessen Vornamen in das Souvenir graviert. Der 43-jährige Dijkman ist Klompen-Macher. Er stellt Holzschuhe her. Sein Stand auf dem Tulpenfest ist immer von einer Menschentraube umringt, denn Dijkman ist ein anziehender Unterhaltungskünstler. Das meisterliche Handwerk eines „Klompenmaker“ lernte er von seinem Vater.
Das spezielle Messer, mit dem Dijkman schnitzt, spielt in seiner Werkstatt im holländischen Luttenberg kaum eine Rolle. „Wir fertigen die Schuhe maschinell“, sagt er. Wie viele Schuhe er bereits auf dem Tulpenfest verkauft habe, darauf antwortet der Meister nur zögernd. „Vielleicht zwanzig“, sagt er schließlich augenzwinkernd. 18,50 Euro ist der Preis für Schuhgröße 42; bei einem Klompenverkäufer an einem anderen Stand kostet ein mit Ornamenten versehenes Paar fünfzig Euro.
Neben dem Holzschuhmacher sind über zwanzig traditionelle Handwerke vertreten: beim Seiler kann man für 2,80 Euro selbst ein Springseil drehen, der Knüpferin und Spinnerin zuschauen oder beim Herstellen von Trachtenhauben und Puppenkleidern mittels einer alten Singer-Nähmaschine zuschauen. Stärker besucht als sonst ist zum Tulpenfest das Jan-Bouman-Haus, das nicht nur durch eine Sonderausstellung des niederländischen Künstlers Tim Roeloffs, sondern darüber hinaus durch den blühenden Hausgarten ein Anziehungspunkt ist.
Das Geschiebe und Gedränge war beim diesjährigen Tulpefest wieder groß. Und wenn am frühen Nachmittag die Showband „De Blaos Poperij“ mit ihrem riesigen Sousafoon auf der Kreuzung Benkertstraße aufspielt, geht es kaum mehr vorwärts und zurück. Zweitausend Besucher stauen sich in diesem Teil der Mittelstraße. Irgendwann kriegt jeder Besucher dabei Appetit, Hunger und Durst. Etwa die Hälfte aller Stände bieten holländische Spezialitäten wie Matjes und Gauda, Pofferties und Waffeln und vieles andere.
An den vier Eingängen sorgt der Wach- und Einlassdienst dafür, dass niemand ohne drei Euro Eintrittsgeld auf das Festgelände gelangt. Und wer einmal die Sperre wieder verlassen hat, darf nicht mehr rein und muss erneut bezahlen. Von Zeit zu Zeit bündeln die Kassiererinnen das Papiergeld und lassen es in Sicherheit bringen. „Ein Überfall ist zwecklos“, heißt es.
Hobbygärtner können unter einer Vielzahl von Blumenzwiebeln und Stauden wählen, darunter ist so manche Attraktion wie der Mexikanische Wunderbaum, der ohne Erde und Wasser blüht. Tulpen gibt es überall, nicht nur von den Blumenmädchen, die sie den Besuchern überreichen. Schon im vorigen Herbst sind 45 000 Tulpen, Hyazinthen und Narzissen in einer gemeinsamen Aktion des städtischen Bereichs Grünflächen und des Fördervereins gepflanzt worden. Bergeweise türmen sich die Frühlingsboten in den schönsten Farben an den Keukenhof-Ständen: sieben Euro das Tulpen-Bündel.
Der holländische Blumenpark Keukenhof ist seit fünfzehn Jahren Partner des Tulpenfestes. Ex-Keukenhof-Direktor und Blumendesigner Henk Koster ist ein Fan des Potsdamer Festes: „Anerkennung für das Team um Cheforganisator Hans Göbel“. Der Förderverein zur Pflege Niederländischer Kultur in Potsdam, dessen Vorsitzender Göbel ist, wirkt als Veranstalter des weit über Potsdams Grenzen bekannten Volksfestes. „In diesem Jahr sind 180 Niederländer als Aussteller gekommen, mehr als wir gedacht hatten“, berichtet Göbel. Größer werden soll das Fest dennoch nicht. „So wie es ist, ist es gut.“ Mit dem Besuch in diesem Jahr zeigt er sich mehr als zufrieden. 40 000 Gäste kamen zum Fest, 5000 mehr als im Vorjahr. G. Schenke
G. Schenke
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