Von Günter Schenke: Andy Scott und sein Sirenenheulen
4000 Besucher bei der ersten Potsdamer „Classic Rock Night“ in der Metropolishalle / Veranstalter wollen 2011 wieder kommen
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Liebe ist wie Sauerstoff – bekommst du zu wenig, musst du sterben. Gleich zweimal ließ die legendäre Rock-Gruppe „The Sweet“ den Song „Love is like Oxygen“ am Samstagabend zur „Classic Rock Night“ in der Metropolishalle erklingen. 1978 erreichte der Hit die Top Ten in Deutschland, Großbritannien und den USA. Nur noch ein Musiker aus der Gründerzeit, der Gitarrist Andy Scott, geboren 1949, ist heute dabei – wie es scheint mit ungebrochener Energie. Das berühmte Sirenenheulen der britischen Band, das auch in Potsdam zu hören war, entströmt wohl seiner Gitarre.
Mit dem Auftritt von „The Sweet“ erlebte die erste Rock-Klassik-Nacht einen ersten Höhepunkt, weitere folgten mit „Slade“, „Mud II“ und „Suzi Quatro & Band“. Angekündigt waren die „Rattles“, eine der ältesten und erfolgreichsten deutschen Beat- und Rockbands. Die Truppe hatte leider abgesagt. Den Auftakt des Abends bestritten die deutlich jüngeren Musiker von „Color Rain“ aus Thüringen. Erst 2009 begannen sie ihre Karriere. „Das Publikum hat uns angenommen“, resümierte deren Sänger Marcel den Auftritt in Potsdam.
Etwa 4000 Besucher kamen nach Auskunft der Veranstalter zur ersten Potsdamer „Classic Rock Night“ in die Metropolishalle. Die Location fasst angeblich 5000 Menschen – doch diese müssten dicht gedrängt stehen, zur Rock-Nacht war ein Drittel der Halle mit dicht besetzten Biertischen gefüllt, in der Mitte vor der Bühne drängten sich die Fans, an den Rändern blieb ein wenig Raum für Tänze und andere Bewegungsübungen. „Wir hatten etwas Bammel, nach Potsdam zu kommen“, bekannte Projektleiter Jan Feistkorn von der Classic Rock Night GmbH in Metzingen. „Die Preußen haben bei uns einen schlechten Ruf, weil sie so genau und rechthaberisch sind“, sagte er. Bei denen müsse alles bis auf den i-Punkt stimmen. Aber die Zusammenarbeit bei der Vorbereitung, auch mit den Medienpartnern, habe sich als sehr angenehm und unkompliziert herausgestellt. „Potsdam ist topp“, so der 29-jährige Feistkorn, der mit der „Classic Rock Night“ schon seit Jahren durch Deutschland tourt. An die hundert Veranstaltungen dieser Art organisiert er pro Jahr. Aufgrund der guten Erfahrungen in Potsdam und wegen der wunderbaren Metropolishalle sei eine Fortsetzung am 26. November 2011 geplant. Die Veranstalter verteilten Postkarten, auf denen vier Favoriten aus 26 Rockgruppen für die Neuauflage im nächsten Jahr „bestellt“ werden können. „Für uns spielen nicht nur englische Gruppen, wir hatten auch schon die Lords“, so Management-Mitarbeiter Tobias Eisele.
Der Altersdurchschnitt des Publikums dürfte eher weit über vierzig Jahren als darunter gelegen haben, eine bunte Mischung aus Alt und Jung; nur die ganz Jungen fehlen fast gänzlich – vielleicht wegen der 40 Euro teuren Tickets. Die Begeisterung des Publikums im gesetzteren Alter stand der eines jüngeren nicht nach. Manche Künstler kamen wegen der Zugabe-Rufe kaum von der Bühne. Laut Feistkorn reisten die Rock-Nacht-Besucher aus dem ganzen Land Brandenburg und teilweise von weiter her an. Polnische und irische Leute waren dabei, ein Reisebus kam aus Ulm. Fans von „Color Rain“ fuhren 180 Kilometer mit dem Auto, um ihre Band, die „hier oben“ kaum bekannt sei, zu unterstützen.
Die wirtschaftliche Bilanz der Konzertshow in Potsdam sieht Feistkorn positiv. Neunzig Mitarbeiter seien für das Gelingen des Events eingesetzt gewesen, die Künstler-Honorare seien teilweise erheblich. Trotzdem bleibe am Ende finanziell mindestens eine schwarze Null: „Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.“
Günter Schenke
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