Aus dem GERICHTSSAAL: Angeklagte: „Das war wie ein Blackout!“
Bewährungsstrafe für geständige Serien-Betrügerin
Stand:
„Waren das die letzten Straftaten, oder haben wir noch neue Anklagen zu erwarten?“, fragt Amtsrichterin Kerstin Devriel. Mareike M. (24, Name geändert) gibt zerknirscht zu, wohl bald wieder bei Gericht erscheinen zu müssen. Es ist fast immer das selbe Muster. Die Arbeitslose kauft mit ihrer Geldkarte ein, obwohl sie weiß, dass ihr Konto gähnend leer ist. Dreimal wurde sie in der Vergangenheit bereits wegen Kreditkartenbetruges zu Geldstrafen verurteilt.
Jetzt verliest der Staatsanwalt drei neue Anklagen. So soll sich die gebürtige Potsdamerin zwischen Oktober und Dezember 2004 Waren für rund 1500 Euro – meist Bekleidung, darunter einen 700 Euro teuren Wintermantel – erschlichen haben. Für zirka 350 Euro nahm sie laut Ermittlungsbehörde Friseurleistungen in Anspruch, ließ sich die Nägel modellieren. Für den Garten ihrer zukünftigen Schwiegereltern, die es dann doch nicht wurden, erwarb Mareike M. im Januar dieses Jahres Pflanzen im Gesamtwert von 587 Euro, selbstverständlich, ohne die Kinder Floras tatsächlich zu bezahlen.
Dann ist da noch diese Urkundenfälschung. Im November 2004 arbeitete die Angeklagte in einem Potsdamer Autohaus. Sie soll den Ausweis eines Kunden kopiert und eine Vollmacht gefertigt haben, die sie vermeintlich berechtigte, in dessen Auftrag einen Handyvertrag abzuschließen. Dann soll sie die Unterschrift des Kunden gefälscht und die Vollmacht in einem Vodafone D2-Shop vorgelegt haben. Die Angestellten schöpften keinen Verdacht, schlossen den Vertrag. Mareike M. telefonierte sodann munter drauf los. Schaden: 500 Euro.
„Stimmt alles“, gesteht die junge Frau freimütig. „Das war wie ein Blackout.“ Sie habe damals mit einem Alkoholiker zusammengelebt. „Der übte so einen psychischen Druck auf mich aus, dass ich einfach losgezogen bin und eingekauft habe.“ Manchmal – so die Betrügerin – seien allerdings auch Freundinnen in den Genuss einer neuen Haarfrisur oder gepflegterer Nägel gekommen. Die teure Kleidung habe sie nach kurzer Zeit entsorgt, da sie ihr nicht mehr passte.
„Ich habe jetzt einen neuen Freund, der zu mir hält. Und ich will mich um einen Berufsabschluss bemühen“, verspricht Mareike M., die bereits einen Teil des Schadens beglichen hat. Schließlich habe sie die zehnte Klasse mit „Sehr gut“ abgeschlossen. „Ich war auch in psychologischer Behandlung, um die Taten aufzuarbeiten.“ Die Geldkarte habe sie freiwillig abgegeben, verfüge momentan über kein Konto. „Ich will das alles hinter mich bringen, um dann ganz von vorn anfangen zu können“ , versichert sie. Das Urteil: 20 Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung. Hoga
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