Aus dem GERICHTSSAAL: Angeklagte: „Es gab die Morddrohungen!“
Belastungszeuge mit Gedächtnislücken / Falsche Verdächtigung nicht erwiesen
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Aus dem GERICHTSSAALBelastungszeuge mit Gedächtnislücken / Falsche Verdächtigung nicht erwiesen Renate R.* (44) soll den Ex-Freund ihrer Tochter zu Unrecht verdächtigt haben. Laut Anklage erschien die Angestellte am 4. März 2004 auf der Polizeiwache und erklärte, Ali A. habe ihr am Telefon angekündigt, sie und ihre Tochter umzubringen. Gegen den Libanesen wurde daraufhin wegen Bedrohung ermittelt. Er bestritt die Tatvorwürfe und kam ungeschoren davon. Während der Verhandlung gegen die Mutter seiner einstigen Lebensgefährtin räumt Ali A.* (37) nun ein lautes, erregtes Telefonat ein. „Ich wollte mich von Rebecca* trennen. Die sah das aber nicht ein und erpresste mich ständig damit, dass sie sich dann etwas antun würde“, so der arbeitslose Eisverkäufer. „Mal wollte sie sich die Pulsadern aufschneiden, mal vom Balkon springen. Ihre Mutter sollte sie zur Vernunft bringen.“ Amtsrichter Francois Eckardt unterbricht den Redeschwall des Zeugen. „Können Sie sich noch an den genauen Wortlaut des Gesprächs erinnern?“ Das kann der Mann leider nicht. „Laut Aktenlage sollen Sie zu Ihrer einstigen Freundin einmal gesagt haben: Du hast meine Ehe zerstört. Jetzt zerstöre ich dich“, entgegnet der Vorsitzende. Ali A. beteuert, derartige Worte habe er nie in den Mund genommen. Als Tochter der Angeklagten hat Rebecca R.* (23) ein Aussageverweigerungsrecht. Davon möchte sie allerdings keinen Gebrauch machen. „Ich habe mich am 25. Februar von Ali getrennt. Das hat er nicht akzeptiert“, erzählt die Zahnarzthelferin. Der als gewalttätig Bekannte habe sie während der über dreijährigen Beziehung mehrfach geschlagen. Als er vermutete, dass sie einen anderen Mann kennen gelernt habe, sei er total ausgerastet. „Meine Mutter sagt die Wahrheit. Sie war damals in einer Reha-Klinik. Nach dem bewussten Anruf hat sie mich ihre Ärztin sofort über den Vorfall informiert.“ Renate R. auf der Anklagebank weint. „Es gab die Morddrohungen wirklich“, versichert sie. „Rebecca sollte sterben, weil sie Ali verlassen hatte. Und mich wollte er umbringen, weil ich diese Schlampe zur Welt gebracht habe.“ Total aufgelöst habe sie zuerst ihre Mutter in Hamburg angerufen, danach die behandelnde Ärztin in Kenntnis gesetzt. „Der Anklagevorwurf hat sich nicht erwiesen“, betont die Staatsanwältin nun. „Die Aussage von Rebecca R. war detailliert und glaubhaft. Ali A. konnte sich hingegen an den Wortlaut des Gesprächs nicht mehr erinnern. Das sieht das Gericht ebenso. Freispruch!“ (*Namen geändert) Hoga
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