Landeshauptstadt: Angeklagter: „Dann ist es mir halt passiert!“
Im Alkohol- und Drogenrausch Autos geknackt/Vermeintlicher Komplize freigesprochen
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Im Alkohol- und Drogenrausch Autos geknackt/Vermeintlicher Komplize freigesprochen AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Die Bewährungshelferin glaubt, Danilo stelle sich bei seinen Taten bewusst dämlich an, um von der Polizei geschnappt zu werden. „Geht es ihm psychisch schlecht, verspürt er offensichtlich den Wunsch: Sperrt mich ein. Schützt die Öffentlichkeit vor mir“, berichtet sie. Danilo D.* (23) setzt gleich noch eins drauf. „Ich verstehe nicht, wieso die mich nach dem Bruch wieder laufen ließen. Ich war doch gar nicht mehr Herr meiner Sinne.“ Der junge Mann hat offensichtlich eine Menge Probleme. Vom Stiefvater abgelehnt, nach seiner Malerlehre in die Arbeitslosigkeit geschickt, durch starken Alkohol- und Drogenkonsum mittlerweile in seiner eigenen Welt lebend, rutschte er immer tiefer ins kriminelle Milieu. Auch am 28. August 2003 hatte Danilo D. wieder einmal zu tief ins Glas geschaut (1,89 Promille) , dazu Kokain konsumiert. „Dann ist es mir halt passiert“, erklärt er lakonisch. Er sei quasi über das Auto am Straßenrand „gestolpert“. Und dann lag da der Stein, mit dem er die Seitenscheibe einschlug. Das Kurzschließen des weißen Opels war Minutensache. Schließlich saßen die Handgriffe noch von früher. „Eigentlich wollte ich mit dem Auto nach Hause fahren“, berichtet der Empfänger von Arbeitslosenhilfe. Doch dann sei ein ebenfalls betrunkener Kumpel des Wegs gekommen. Den wollte er nach Berlin chauffieren. „Michael war froh, dass ich ihn unterwegs aufgelesen habe“, vermutet Danilo D. Leider sei man vorher von der Polizei angehalten und in den Gewahrsam verfrachtet worden. Michael M.* (21) muss sich nun wegen Mittäterschaft vor Gericht verantworten. Glaubhaft versichert der Sozialhilfe-Empfänger, überhaupt nicht auf die Idee gekommen zu sein, in einem gestohlenen Auto zu sitzen. „Ich habe nicht gesehen, dass die Seitenscheibe kaputt war.“ (Ein Argument, dass den Staatsanwalt bei einer Blutalkoholkonzentration von 2,9 Promille überzeugt.) Am 20. September vorigen Jahres demolierte Danilo D. – nach missglückter Party und einer halben Flasche Whisky – in einem Wutanfall sein Fahrrad. „Irgendwann saß ich dann in diesem Ford Fiesta“, erinnert er sich. „Plötzlich kam ein Typ und fragte, was ich in seinem Auto mache.“ Die Danilo D. wenig später entnommene Blutprobe wies 2,3 Promille aus. Das Gericht verurteilt den Mann wegen schweren Diebstahls sowie versuchten schweren Diebstahls zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung. Außerdem hat er sich einer Langzeittherapie zur Alkoholentwöhnung zu unterziehen. Matthias M. wird freigesprochen. (* Namen geändert.)
Gabriele Hohenstein
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