Sport: Angerer verlässt Turbine
Weltmeister-Torhüterin wechselt wie bereits Ariane Hingst zu Djurgarden Stockholm
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Neuer Wirbel um Nadine Angerer: Die Weltmeister-Torhüterin, die bei der WM in China eine positive Schlagzeile nach der anderen mit ihren Leistungen und Rekorden produzierte, gerät nun in Schlagzeilen, die ihr Verein Turbine Potsdam als weniger schön empfindet. Nach Meldungen der schwedischen Nachrichtenagentur TT nämlich, die am Freitag um Punkt 11.02 Uhr auf den Markt kamen und seitdem durch Online-Seiten der nationalen Zeitungen geistern, wechselt die 28 Jahre alte Torhüterin zu Djurgarden Stockholm.
Der Wechsel sei klar, wird dort Djurgardens Vereinsboss Per Darnell zitiert. Angerer komme im Januar zum Trainingsauftakt und werde einen Vertrag für zwei Jahre erhalten. „Wir sind fast unterschriftsreif“, erklärte Darnell. Als Nachfolgerin für Norwegens 168-fache Nationaltorhüterin Bente Nordby, die wieder in ihre Heimat zurückkehrt, werde Angerer der neue Star neben Ariane Hingst (142 Einsätze), die Turbine im Jahr zuvor Richtung Stockholm verlassen hatte und bei Djurgarden sehr zufrieden ist. Das Stockholmer Team steht vor der erneuten Vizemeisterschaft am Wochenende, nachdem der Titel wieder einmal an Umea IK ging.
Das schwedische Vorpreschen sorgt bei Turbine Potsdam für erheblichen Ärger hinter den Kulissen. Denn Trainer Bernd Schröder als starker Mann bei Turbine und Nadine Angerer hatten sich bisher auf Stillschweigen verständigt und sich im Gegensatz zur schwedischen Seite auch daran gehalten. Denn die Modalitäten eines Wechsels sind alles andere als geklärt, weil Angerer bis Juni 2008 bei Turbine unter Vertrag steht und dieses Werk keine Ausstiegsklausel enthält.
„Bisher hatten wir ein gutes Verhältnis zu Djurgarden. Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Bernd Schröder, der sich nun angesichts des vorlauten Vorpreschens in Sachen Freigabe eher hart zeigen dürfte als gesprächsbereit über die Bedingungen, die einen vorzeitigen Wechsel nur mit Turbines Einverständnis ermöglichen. Angerers Idee eines Wechsels kann er nachvollziehen. „Ältere Spielerinnen, die lange Jahre für uns gute Leistung gebracht haben und gegen Ende ihre Karriere im Ausland noch einmal etwas anderes erleben wollen, lege ich keine Steine in den Weg. Das gebietet die Fairness.“ Nur bei Wechseln innerhalb der Bundesliga lege er sich quer. „Fakt in Sachen Angerer ist, dass ihr Vertrag bei uns bis zum 30. Juni läuft. Danach kann sie frei entscheiden“, erklärte Schröder, der offenbar noch vor heißen Verhandlungswochen steht.
Während Angerer selbst mit Fieber das Bett hütet. Schon am Donnerstagabend in Volendam beim deutschen 1:0-Sieg im EM-Qualifikationsländerspiel gegen die Niederlande hatte sie fiebrig ihr 56. Länderspiel zwischen den Pfosten bestritten, weil sie unbedingt den Jahresabschluss aktiv erleben wollte. Ein Einsatz beim vorgezogenen heutigen Bundesligaspiel in Wolfsburg ist höchst unwahrscheinlich.
Nach einem Telefonat mit seiner Torhüterin, die gestern nicht zu erreichen war, meinte Schröder, es gebe für ihn keinerlei Entscheidungsdruck. Nadine Angerer selbst hatte schon seit Monaten auf Fragen nach einem Wechsel ins Ausland immer wieder betont, dass das irgendwann für sie einmal ein Thema werde und Schweden ein interessantes Land dazu sei. Zur schweren Potsdamer Zeit mit zahlreichen Abgängen nach Frankfurt und Wolfsburg hatte die gebürtige Fränkin demonstrativ ihren Vertrag mit Turbine verlängert und als Führungspersönlichkeit im Team Loyalität gezeigt.
Rainer Hennies
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