Landeshauptstadt: Angriff auf Inder: Täter verurteilt Bewährungsstrafen nach Übergriff an Tram-Halt
Am Schlaatz - Zu mehrmonatigen Haftstrafen auf Bewährung sind gestern zwei junge Männer aus Potsdam wegen eines ausländerfeindlich motivierten Angriffs auf zwei Inder im Wohngebiet Am Schlaatz verurteilt worden. Das Amtsgericht sah es als erwiesen an, dass die Beschuldigten am 28.
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Am Schlaatz - Zu mehrmonatigen Haftstrafen auf Bewährung sind gestern zwei junge Männer aus Potsdam wegen eines ausländerfeindlich motivierten Angriffs auf zwei Inder im Wohngebiet Am Schlaatz verurteilt worden. Das Amtsgericht sah es als erwiesen an, dass die Beschuldigten am 28. Dezember 2005 gegen 14.30 Uhr die beiden eben an der Haltestelle Magnus-Zeller-Platz angekommenen Opfer erblickten und sich von ihrer dunklen Hautfarbe provoziert fühlten: In der Folge führte dies laut dem bereits rechtskräftigen Gerichtsurteil zu einer gemeinschaftlichen Körperverletzung, Beleidigungen und einer Nötigung.
Die Tat stellt sich danach als Folge von alkoholbedingter Aggressivität und Alltagsrassismus dar. Der Inder Lila R. befand sich an dem Tag mit seinem 33-jährigen Bekannten Mantej S. auf dem Weg zu ihrer Arbeit. Beide waren gerade in der Haltestelle angekommen, Mantej S. hielt sich zum Telefonieren etwas abseits und konnte auch gestern nur wenige Angaben zum Beginn des Tatgeschehens machen.
Als er die beiden Inder sah, habe der zur Tatzeit mit 2,29 Promille schon erheblich alkoholisierte 25-jährige Arbeitslose Thomas L. laut Auffassung des Gerichts begonnen, den 44-jährigen Lila R. zu beleidigen und anzuspucken – Ausdrücke wie „schmutzige Ausländer“ oder „Zigeuner“ sollen gefallen sein. Dann soll Thomas L. direkt an Lila R. herangetreten sein, um ihn am Kragen festzuhalten. Sein Kumpel, der 24-jährige Arbeitslose Sebastian Frank M., habe Lila R. danach einen Tritt in die Beckengegend versetzt. In seiner Not zog Lila R. ein Küchenmesser und hielt es hoch – woraufhin die beiden Angreifer von ihm abließen und er in Richtung einer ankommenden Bahn flüchten konnte. Dieser Version des Opfers glaubte das Gericht gestern. Der Beschuldigte Sebastian Frank M. hatte dagegen ausgesagt, dass der Inder das Messer bereits vorher gezückt und er ihn aus „Notwehr“ in den Bauch getreten habe – allerdings glaubte das Gericht ihm nicht. Ebenso sah es die Richterin als erwiesen, dass Thomas L. nach der Flucht von Lila R. seine Aufmerksamkeit auf Mantej S. richtete und ihn festhielt, während Sebastian Frank M. die Polizei rief. „Sie sagten mir, sie bräuchten mich als Zeuge für das Messer“, schilderte Mantej S..
Das Gericht verurteilte Sebastian Frank M. zu acht Monaten und Thomas L. zu neun Monaten. Die Strafen sind zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Die Beschuldigten hatten bei der Verhandlung keinen Verteidiger. Der Anwalt der Nebenklage, Felix Isensee, wies gegenüber den PNN auf andere Wartende an der Haltestelle hin: „Es ist sehr schade, dass niemand von ihnen an diesem Nachmittag eingegriffen hat.“ Lila R. habe sich nach dem Vorfall einer Therapie gegen seine Angstzustände unterzogen. H. Kramer
H. Kramer
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