Sport: Angriffslust gegen Defensivgeschick
Die Handballer des SV Beckdorf werfen Tore wie am Fließband. Die Stärke des VfL Potsdam ist die Abwehr. Das wird unterhaltsam
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Jan Piske verabschiedet sich. Zumindest von seiner plakativen Präsenz im Potsdamer Stadtbild. Für die ersten vier Heimspiele der VfL-Drittliga-Handballer warb der Kapitän an Litfaßsäulen um einen Besuch in der MBS-Arena im Luftschiffhafen. Nach dem Heimspiel am heutigen Samstag gegen den SV Beckdorf (19.30 Uhr) werden neue Plakate gedruckt und voraussichtlich Stephan Mellack und Robert Weiß um die Unterstützung der Potsdamer werben.
Bei den bisherigen Heimauftritten des VfL wurde das Publikum für sein Kommen durchaus belohnt. Zunächst wurde es Zeuge einer engagierten – letztlich nicht belohnten – Aufholjagd gegen die zweite Mannschaft der Berliner Füchse, dann gab es zwei Siege zu sehen, den Erfolg gegen OHV Aurich honorierten die Zuschauer gar mit stehenden Ovationen. Auch für das Spiel gegen Beckdorf sollte sich das Kommen lohnen, denn der aktuelle Tabellen-Siebte gilt als Tore-Garant. Mit der zweitbesten Trefferquote der Drittliga-Nordstaffel beendeten die Niedersachsen die vergangene Saison. Auch an den bisherigen Spieltagen der aktuellen Spielzeit zeigten sie sich in gewohnter Torlaune. „Die spielen offensiv, wollen immer nach vorn und werfen viele einfache Tore“, sagt Piske. „Unangenehm“, beschreibt er die Spielweise der heutigen Gäste. Dass die Beckdorfer Angriffslust auf eine der besten Abwehrreihen der Liga trifft, macht die Begegnung besonders reizvoll. Piske beschwört daher die Stärke des VfL: „Wir müssen konzentriert verteidigen.“ Voraussetzung dafür ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gegner vor dem Spiel. Videoanalysen gehören daher genauso zur Vorbereitung wie das Training auf dem Parkett oder im Kraftraum. „Man kann nicht alles verteidigen und muss sich auf ein, zwei Stärken des Gegners konzentrieren und versuchen, diese zu verhindern“, sagt der Rückraumspieler. Das können, so der 26-Jährige, bestimmte Spielzüge, Finten oder Lieblingswürfe einzelner Spieler sein.
So stark Beckdorf im Angriff ist, so anfällig ist die Defensive. 197 Tore kassierte der heutige Gegner in den bisherigen sechs Punktspielen – auch das ist Liga-Spitzenwert. „Da sie sich so sehr aufs Torewerfen konzentrieren, nehmen sie das in Kauf“, meint Piske.
In der vergangenen Saison egalisierten sich in beiden Spielen niedersächsische Angriffsfreude und märkisches Defensivgeschick: 29:29 hieß es in Beckdorf und 24:24 in Potsdam. Nach den zuletzt erfolgreichen Heim-Auftritten sagt Piske: „Zuhause sind wir in der Pflicht.“ Zumal der VfL trotz der 26:32-Niederlage am vergangenen Wochenende beim Tabellenzweiten in Springe an Selbstbewusstsein gewonnen hat. „Dass wir in Springe bis zur 45. Minute in Führung lagen, zeigt, dass wir dran sind“, so Piske, der 2003 nach Potsdam kam. Er erlebte die Zweitliga-Zeiten des VfL mit, ehe er ein kurzes Gastspiel in Schwerin gab und nach der dortigen Insolvenz ein dreiviertel Jahr bei den Füchse-Profis in Berlin trainierte. „Mein sportliches Highlight“, sagt er. 2013 kam Piske zurück zum VfL, den er seitdem als Kapitän aufs Parkett führt – und plakativ präsentiert. Peter Könnicke
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