Landeshauptstadt: Angst um den Hausmeister
Bei einem Übungs-Brandalarm für die Schule Eiche war die Freiwillige Feuerwehr blitzschnell zur Stelle
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Bei einem Übungs-Brandalarm für die Schule Eiche war die Freiwillige Feuerwehr blitzschnell zur Stelle Von Erhart Hohenstein Eiche - 3:36 Minuten waren nach dem Brandalarm vergangen, da stand die letzte Klasse auf dem Schulhof in Eiche. Die Kinder waren vollzählig: 199 waren morgens zum Unterricht gekommen, 199 rechnete Schulleiterin Theodora Kessel aus den Meldungen der Klassenlehrerinnen zusammen. Das brachte ihr schon mal eine Anerkennung von Mario Küster, der mit der Freiwilligen Feuerwehr des Ortsteils nur 5:54 Minuten nach dem Alarm ins Schulgelände einfuhr. Dass ausgerechnet die Schulleiterin unvorschriftsmäßig das Klassenbuch nicht mit hinaus genommen hatte, fiel nicht ins Gewicht: Besser ein Buch verbrennt als Kinder. Hatte schon das moderne kleine Einsatzfahrzeug aus Eiche mit Mühe die enge, nur mit einer Kehrtwendung zu erreichende Feuerwehrzufahrt bewältigt, brauchte der Fahrer der knapp zwei Minuten später zur Hilfe eilenden Potsdamer Berufsfeuerwehr wahrlich meisterhafte Steuerkünste, um seinen mit Leiter und Rettungskorb ausgerüsteten schweren Brummer auf den Hof zu dirigieren. Zwei Lehrerinnen hasteten zu ihren ordnungsgemäß auf dem Parkstreifen abgestellten Autos, um sie wegzufahren und so mehr Platz für das schwierige Lenkmanöver zu schaffen. Auch sie waren wie die Kinder vorher nicht über die Übung informiert worden. Ein Mann hatte sich auf das Schuldach geflüchtet. In atemberaubender Geschwindigkeit holten ihn die Feuerwehrmänner im ausgefahrenen Rettungskorb wohlbehalten zur Erde zurück. Gleiches gelang mit weiteren zwei Personen, die aus dem Gebäude um Hilfe riefen. Inzwischen machte sich bei den evakuierten Kindern, von denen die kleineren nicht durchschauten, dass es sich um eine Übung handelte, die Angst breit: Wo ist unser Hausmeister? Hans Fromme war in der zweiten Etage eingeschlossen und hatte eine Rauchvergiftung erlitten. Immerhin 10:39 Minuten dauerte es, bis ihn der Rettungstrupp der Berufsfeuerwehr geborgen und durch das Treppenhaus ins Freie geschafft hatte. Ganz passte es zwar nicht zur Rauchvergiftung, war aber verständlich: Der Hausmeister winkte von der Trage den Kindern zu, die so um ihn gebangt hatten. Dann nahm sich seiner Dr. Frank Otte von der Rettungsleitstelle an, die täglich einen Notarzt bei der Feuerwehr stationiert. Einsatzleiter Mario Küster erklärte, warum der für eine Schule so wichtige Hausmeister als letzter geborgen wurde: „Die Rettung verläuft nach dem Prinzip: zuerst die wir sehen, dann die wir hören und schließlich die wir noch im Gebäude vermuten.“ Während der dramatischen Aktionen war unbeachtet geblieben, dass der Hauptlöschmeister längst das Kommando „Wasser marsch!“ gegeben und der Brand im Dachgeschoss und in der zweiten Etage fast gelöscht war. „Ist super gelaufen“, bestätigte er den elf Potsdamer Berufsfeuerwehrleuten und seinen neun Kameraden. Die hatten sich für den Einsatz extra einen Tag Urlaub nehmen müssen, denn sonst ist eine freiwillige Feuerwehr wochentags erst ab 17 Uhr und an den Wochenenden einsatzbereit. „Doch das haben wir gern getan.“ So fand die Auswertung der Übung trocken statt. An der engen Feuerwehrzufahrt, einer Baufehler aus der DDR-Zeit, wird man nicht viel ändern können. Eine im Weg stehende Tischtennisplatte aber muss versetzt werden, vor den Rettungsfenstern, die jeder Unterrichtsraum hat, ist der Baumaufwuchs zu entfernen. Schulleiterin Kessel möchte bei Evakuierungen die Kinder, die bei sonnigem, aber kühlen Wetter immerhin eine gute halbe Stunde im Freien standen, künftig gern in einem benachbarten Gebäude unterbringen. Und dann hatte nach der Evakuierung in einem Fachunterrichtsraum noch ein Fenster offen gestanden. Es ist aber im Brandfall geschlossen zu halten.
Erhart Hohenstein
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