Landeshauptstadt: Angst vor trockenen Gründungspfeilern
Grundwassersenkung in der Leiblstraße: Beschwerde von Anwohnern gegen die Untere Wasserbehörde
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Innenstadt - Der Bau von zwei mehrgeschossigen Wohnhäusern in der Potsdamer Leiblstraße hat ein Nachspiel: Michael und Annette Josy, Anwohner der Hans-Thoma-Straße, haben beim Landesministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Untere Wasserbehörde der Stadtverwaltung Potsdam eingereicht. Der Vorwurf der Familie: Beim Bau der beiden Wohnobjekte mit je 50 Wohnungen sei das Grundwasser in weit höherem Maße als erlaubt abgepumpt worden. Der Grundwasserspiegel sei viel weiter als zulässig abgesenkt worden. Möglicherweise seien dadurch nicht nur beim Haus der Josys die hölzernen Gründungspfeiler geschädigt worden – sondern in weiteren Häusern des Holländischen Viertels.
In der Fachaufsichtsbeschwerde, die den PNN vorliegt, wirft die Familie Josy der Unteren Wasserbehörde vor, dass sie „dem Umstand, dass durch die Unterschreitung der genehmigten Absenktiefe die Holzfundamente umliegender historischer Gebäude, insbesondere auch im Holländerviertel, akut gefährdet seien, keinerlei Bedeutung schenkte“. Anlass der Fachaufsichtsbeschwerde seien „Unterlassungen der Unteren Wasserbehörde Potsdam im Zusammenhang mit der Grundwasserhaltung auf der Baustelle Leiblstraße 20-24 und ihr unkritisches Zusammenwirken mit der Baustellenleitung“.
In der Tat hatte die Grundwasserabsenkung im Juni 2011 für Aufregung in der Nachbarschaft gesorgt. Ein Fischteich auf dem Grundstück der Familie Josy, vom Grundwasser gespeist, war völlig verschwunden (PNN berichtete). Die ehemalige Gymnastikschule von Margarete Ullrich (1895-1978) in der Kurfürstenstraße – ein Baudenkmal der Moderne – wies einen großen Riss auf. Der Inhaber des Hauses, Klaus Gareis, befürchtete, dass die 128 Pfähle des Baudenkmals nicht mehr, wie seither in den über 80 Jahren nach der Errichtung, von Wasser umspült sein könnten. Kommt Luft an die Holzgründung historischer Bauten, drohen diese zu verfaulen, befürchteten Gareis und ebenso die Inhaber alter Häuser in der Leiblstraße.
Die Fachaufsichtsbeschwerde reichte die Familie bereits Mitte September beim Landesumweltamt an. Bis heute erhielt sie keine Nachricht – „kein Mucks“ sei bisher zu vernehmen gewesen, wie Annette Josy am Dienstag den PNN sagte. Von Ministeriumssprecherin Alrun Kaune-Nüßlein hieß es gegenüber den PNN, zu „laufenden Verfahren“ gebe das Ministerium keine Stellungnahme ab. Die Stadt Potsdam teilte den PNN mit, die Beschwerde der Familie Josy sei ihr bekannt. Die Stadt sei aufgefordert, sich dazu zu äußern. „Dem werden wir auch gegenüber dem Ministerium nachkommen“, erklärte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Es sei das gute Recht eines jeden Bürgers, eine Beschwerde zu führen. Der Sprecher: „Wir sind der Auffassung, ordnungsgemäß gehandelt zu haben.“ Auch eines der beiden Bauunternehmen reagierte auf PNN-Anfrage: Jochen Deutenbach, Geschäftsführer der Thamm & Partner GmbH, teilte mit: „Wir haben uns zu jedem Zeitpunkt der Wasserabsenkung während der Baugründung an die Vorgaben der Unteren Wasserbehörde gehalten.“ Guido Berg
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