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Landeshauptstadt: „Anita“ kennen alle

Mit Costa Cordalis in den Bahnhofspassagen feiern auch Nicht-Schlager-Fans

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Mit Costa Cordalis in den Bahnhofspassagen feiern auch Nicht-Schlager-Fans Von Karsten Sawalski Seinen weltbekannten Hit singt Costa Cordalis, gemeinsam mit Sohn Lucas, gleich zu Anfang. Ob das verspätete Schlager- und Partyduo damit die Fans entschädigen will, die schon seit einer dreiviertel Stunde auf den Auftritt in den Bahnhofspassagen warten? Auf jeden Fall wird der Party-Hit „Anita“ aus dem Jahr 1976 von den vielen, die sich am Südausgang versammeln, sofort erkannt: In die Reihen, direkt vor der Bühne, kommt augenblicklich Bewegung, als Costa und Sohn, augenzwinkernd und fröhlich wie auf einer Kreuzfahrt, ihre Mittelmeermentalität an die vom dunklen und nassen Novemberwetter geplagten Potsdamer abgeben. „Bei solch einem Wetter heitert die Musik auf“, sagt Katrin Leist, die mit ihrer Freundin Costa Cordalis einmal live erleben will. Die 20-jährige Potsdamerin hat ihre Digital-Kamera dabei und hofft daraauf, einige „brauchbare Fotos“ schießen zu können, denn: „Vater und Sohn sind zwei attraktive Männer“, gibt sie zu. Die Musik verbinden die beiden Frauen in erster Linie mit „lustigen Partys“ und den alten Hit „Anita“ kennt Katrin Leist noch aus der Plattensammlung ihrer Eltern. Auch der 75-jährigen Irmgard Kahle fällt zuerst die Melodie von „Anita“ ein, die sie spontan nachsummen kann. Die Potsdamerin ist zusammen mit zwei Freundinnen hier: „Mund-zu-Mund-Proganda“, sagt sie, „eine hat das Plakat gesehen und die anderen benachrichtigt“. Jetzt stehen die Damen erwartungsvoll auf der Treppe und warten. „Diese Auftritte in den Bahnhofspassagen finde ich gut“, sagt Kahle, „weil so auch diejenigen etwas zu sehen bekommen, die sich keine teuren Eintrittskarten leisten können“. „Nicht so gut“ findet die 75-Jährige Costas Auftritt in der gelaufenen RTL-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“. Nicht weil der Schlagersänger sich damit blamierte, sondern weil die Serie an sich „einfach eklig war“. Dagegen findet die 16-jährige Doreen Kuhn die Dschungel-Show „interessant“ und Costa habe als „Dschungel-Papa“ eine gute Figur gemacht. „Costa vom Rocker zum König“, steht in selbstgemalten Lettern auf einer Tapetenrolle, die von zwei Männern entrollt wird. Die beiden scheinen nicht zum Schema „Schlagermusik“ zu passen. „Doch, wir finden Costa gut“, sagt der eine, dessen Shirt die martialische Band „Rammstein“ ziert, während er fröhlich zu dem neuen Cordalis-Song „Inseln auf dem Meer“ im Takt hüpft. Und auch die Gruppe junger Studenten, die – rein äußerlich – eher konsumkritisch eingestellt zu sein scheint, klatscht begeistert mit. Wird der ehemalige Schlagerstar Cordalis durch die RTL-Show zu einem „Kult-Star“ für alle?

Karsten Sawalski

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