Aus dem GERICHTSSAAL: Anklage: Kräftiger Schlag auf Babygesäß
18-Jähriger wollte Tatbeitrag herunterspielen / Verwarnung, Arbeitsstunden und Anti-Aggressionstraining
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So schlimm sei das alles nicht gewesen, versuchte Ivica I.* (18) am Donnerstag seinen Ausraster herunterzuspielen. Doch das Jugendschöffengericht glaubte der Aussage der Freundin des gebürtigen Serben. Es verwarnte den Hartz-IV-Empfänger wegen zweifacher Körperverletzung und verpflichtete ihn, an einem Anti-Aggressionstraining teilzunehmen. Außerdem muss Ivica I. 80 Stunden gemeinnützig arbeiten. Die Entscheidung ist bereits rechtskräftig.
Die Staatsanwaltschaft warf dem seit zwölf Jahren in Deutschland Lebenden vor, am 25. Oktober 2011 seiner elf Monate alten Tochter grundlos einen derben Klaps auf das Gesäß versetzt zu haben. Die Spuren der Gewalteinwirkung sollen trotz Windel deutlich zu sehen gewesen sein. Die Mutter des kleinen Mädchens habe in der Wohnung Am Schlaatz gar mit den Fäusten ihres Lebensgefährten Bekanntschaft gemacht.
„Ich habe meine Tochter nicht geschlagen. Und meine Freundin habe ich lediglich geschubst“, behauptete Ivica I. „Wir hatten uns wieder einmal gestritten.“ Nachdem die Vorsitzende ihm seine Aussage bei der Polizei vorhielt, in der er den Schlag auf den Babypo zugegeben hatte, räumte der Neun-Klassenabgänger widerwillig ein: „Wenn ich das gesagt habe, wird es wohl stimmen.“
„Ivica liebt sein Kind über alles. Aber an diesem Tag hat die Kleine einfach nicht aufgehört zu quengeln. Da hat er ihr einen Klaps auf die Windel gegeben“, berichtete die Freundin des Angeklagten im Zeugenstand. „Damit die Situation nicht eskaliert, wollte ich mit ihr die Wohnung verlassen. Da haute er mir seine Faust auf den Kopf. Dann gab es weitere Faustschläge gegen meinen Körper.“ Weder sie noch die Tochter seien bei dem Angriff ernsthaft verletzt worden, erzählte die 20-Jährige. Allerdings habe sich das Kind sehr erschrocken, geweint und eine gerötete Stelle am Gesäß aufgewiesen. „Danach haben wir uns erst einmal getrennt. Die Beziehung lief nämlich schon seit einiger Zeit nicht gut.“ Inzwischen sei alles wieder in Ordnung. Die junge Mutter ist erneut schwanger. „Ivica hat sich geändert. Er kriegt jetzt alles in den Griff“, war sich die Potsdamerin sicher. „Falls ich doch Hilfe brauchen sollte, werde ich mich ans Jugendamt wenden. Und unsere Eltern sind ja auch noch da.“
„Es war das erste und das letzte Mal, dass mir so etwas passiert ist“, beteuerte Ivica I. in seinem letzten Wort. Das kann nicht ganz stimmen. Bereits 2010 wurde der Angeklagte wegen gefährlicher Körperverletzung verwarnt und zur Ableistung von Arbeitsstunden verpflichtet. Dazu hatte er offenbar keine Lust. Er landete für zwei Wochen im Jugendarrest. (*Name geändert.) Hoga
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