Aus dem GERICHTSSAAL: Anklage: Schlagkräftige Partnerin
Jurist als Opfer häuslicher Gewalt?
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Aus dem GERICHTSSAALJurist als Opfer häuslicher Gewalt? Camilla C.* (30) sieht gut aus. Dass sie gern Backpfeifen austeilen, gar mit den zierlichen Füßen treten soll, sieht man ihr nicht an. Glaubt man allerdings den Aussagen ihres Ex-Partners Lukas L.*, so schlug ihn die Mutter ihres gemeinsamen Sohnes am 29. November 2004 erst mit der flachen Hand ins Gesicht, bearbeitete danach mit beiden Beinen seine Oberschenkel. Ein bei der Gerichtsakte befindliches ärztliches Attest weist Blutergüsse und Hautabschürfungen aus. „Die Verletzungen hat sich Lukas beim Fußballspielen geholt“, behauptet die Angeklagte. „Ich habe ihn nicht angerührt.“ Zwar habe es an jenem Tag Streit wegen der endgültigen Trennung gegeben, in dessen Verlauf sich der Partner den vierjährigen Niklas* schnappte, sich mit dem Kleinen im Haus seiner Eltern verbarrikadierte, so die gelernte Hotelfachfrau. „Ich bin dann hinterhergelaufen, um meinKind zurückzuholen. Da wurde mir von der Polizei eröffnet, Lukas hätte Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen mich erstattet.“ Der Ex sowie dessen Familie – da ist sich Camilla ganz sicher – sind scharf auf den Kleinen. Noch haben beide Eltern das Sorgerecht. Bald wird das Familiengericht entscheiden, wo der Sohn künftig leben soll. „Ich lasse mir Niklas nicht wegnehmen. Lukas kann ihn jederzeit sehen. Wir wollten Freunde bleiben“, beschreibt die Angeklagte ihre Vision der Zukunft. „Aber so, wie er sich jetzt verhält, macht er alles kaputt.“ Lukas L. (27) fühlt sich offensichtlich sehr unwohl im Zeugenstand. Beschämt berichtet der Jurist von regelmäßigen Gewalttätigkeiten seiner einstigen Partnerin. Dennoch habe er nie die Trennung gewollt, vielmehr professionelle Hilfe gesucht. „Es fing schon während der Schwangerschaft im Jahr 2000 an“, erzählt der Mann. „Seit wir in die gemeinsame Wohnung gezogen sind, war Camilla unberechenbar geworden. Meist abends, wenn sie Angst hatte oder sich von mir unverstanden fühlte, schrie sie rum. Dann schlug sie zu.“ Am Tattag sei Camilla schon mittags aggressiv gewesen. „Ich spielte mit Lukas auf dem Fußboden. Da schlug sie mich so richtig heftig ins Gesicht. Als ich aufstand, trat sie mindestens zehnmal auf mich ein“, erinnert sich der Rechtsgelehrte. Der Staatsanwalt ist weder von der einen noch von der anderen Version der Aussage restlos überzeugt. Auch Amtsrichter Francois Eckardt möchte sich jeglichen Kommentars enthalten, wer hier ein falsches Spiel spielt. „Es geht um das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Sorgerecht für ein gemeinsames Kind. Da wird getrickst und gelogen, dass sich die Balken biegen“, weiß er und spricht Camilla C. „In dubio pro reo“ frei. (*Namen geändert.) Hoga
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