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Aufgeschüttelt. Im Waschhaus laden die Arbeitsagentur und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung derzeit Jugendliche zu einem Berufsorientierungs- und Selbstfindungsparcours ein. Die Schüler können sich dabei unter anderem jenseits klassischer Rollenmuster ausprobieren.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Anleitung zum Umdenken

Rund 600 Schüler gehen in der Waschhaus-Arena auf Entdeckungstour nach persönlichen Stärken und versteckten Talenten

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Wie sieht mein Leben in zehn Jahren aus? Welche Situationen sind für mich vorstellbar und welche nicht? Und wie finde ich den richtigen Weg aus einer persönlichen Sackgasse? Während die einen auf einer kleinen Bühne alltägliche Situationen inszenieren und in andere Rollen schlüpfen, irren andere Schüler mit Taucherflossen und Periskop orientierungslos durch ein Labyrinth. Eine weitere Gruppe bringt Ordnung in das Chaos einer sturmfreien Bude oder schaut im Zeittunnel in die Zukunft, um all diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

Das Ergebnis der Entdeckungsreise: Auch als Mädchen kann man eine Industriemechanikerin oder Malerin werden und in Arztpraxen und Kindergärten werden sogar Jungs gesucht. Im realen Leben gibt es immer die Möglichkeit, umzudrehen oder einen anderen Weg zu gehen, wenn man einmal in einer Sackgasse gelandet ist. Und neben der eigenen Vorstellung von der Zukunft existieren noch unzählige alternative Lebensmodelle.

Rund 600 Schüler der achten und neunten Klassen von insgesamt neun Potsdamer Schulen suchen seit Dienstag in der Waschhaus-Arena in der Schiffbauergasse nach ihren persönlichen Stärken. Bereits zum sechsten Mal setzen die Landesregierung, die Agentur für Arbeit und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die landesweite Initiative „Komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ in Potsdam fort.

In einem rund 500 Quadratmeter großen Erlebnisparcours gehen die Jugendlichen auf Entdeckungsreise und wählen an insgesamt vier Stationen zwischen alltäglichen Herausforderung, um ihre versteckten Talente zum Vorschein zu bringen. Je nach Wahl einer bestimmten Aufgabenstellung und eines passenden Lösungsweges vergeben pädagogisch ausgebildete Moderatoren und einzelne Mitarbeiter örtlicher Beratungsstellen sieben verschiedene Stärken an die Jugendlichen. Diese können in Form kleiner, runder Sticker direkt an die Kleidung geheftet werden. So symbolisiert eine Büroklammer beispielsweise das besondere Organisationstalent eines Schülers, ein Feuerwerk steht für Fantasie und Kreativität und ein Handabdruck lässt das handwerkliche Geschick eines Teilnehmers erkennen.

Dass die Stärken der Teilnehmer unter anderem auch von Vertretern verschiedener Beratungsstellen in Potsdam eingeschätzt werden, hat dabei einen besonderen Grund. „Damit wollen wir die Hemmschwelle der Jugendlichen abbauen, sich bei persönlichen Problemen Hilfe zu holen und den Kontakt zu solchen Beratungsstellen aufzunehmen“, berichtet David Rupp von der BZgA. Die Jugendlichen lernten so die Vertreter von Suchtpräventions- oder Schwangerschaftsberatungsstellen direkt kennen und hätten bereits konkrete Vertrauenspersonen im Kopf, an die sie sich bei Bedarf wenden können. „Außerdem wollen wir den Schülern damit auch das Gefühl geben, dass sie von den Erwachsenen ernst genommen werden“, sagt Rupp.

In einer anschließenden Auswertung der rund anderthalbstündigen Rallye sind die Jugendlichen nun gefordert, ihre persönlichen Stärken mit konkreten Ausbildungsberufen zu verknüpfen und herauszufinden, wie sie diese für ihre berufliche Orientierung nutzen können. Je nachdem, welche Stärken die Schüler am häufigsten erhalten haben, prüfen sie in einem sogenannten „Stärkeschrank“ anhand passender Materialcollagen aus dem Arbeitsleben, ob die Einschätzung der Moderatoren mit ihrer Selbsteinschätzung übereinstimmt. Wer sich mit den dargestellten Berufen nicht identifizieren kann, wechselt zu einem anderen Schrank. „Wenn man nicht das Richtige im Leben tut, ist man unzufrieden. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit“, sagt Anke Latacz-Blume, die Fachbereichsleiterin für Soziales und Gesundheit in Potsdam. Das Projekt solle den Schülern also nicht nur dabei helfen, ihr Selbstvertrauen zu stärken, sondern auch, den Blickwinkel auf den eignen Alltag und das Leben zu erweitern.

Mareike-Vic Schreiber

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