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Landeshauptstadt: Annäherungsversuche

Das Frauennetzwerk Soroptimist International veranstaltete am Wochenende in Potsdam ein europäisches Kolloquium

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Die Vergangenheit lief mit, als Ursula Schenck-Giere aus Potsdam und Gabriela Kosicka aus Gdansk (Danzig) sich im Januar 2005 – 60 Jahre nach Kriegsende – zu langen Spaziergängen an der Danziger Bucht trafen. „Aber wir konnten darüber reden“, erinnert sich Ursula Schenck-Giere, noch immer tief beeindruckt. Jetzt wollen die beiden Frauen mit vielen anderen „Gemeinsam die Zukunft gestalten – vom Nebeneinander zum Miteinander“. So war das Europäische Kolloquium überschrieben, das von Freitag bis zum gestrigen Sonntag in Potsdam stattfindet.

Die rund 100 Teilnehmerinnen sind Schwestern, Clubschwestern – vereint durch Soroptimist International, einer weltweiten Organisation berufstätiger Frauen. Der freundschaftliche Zusammenschluss zwischen den Clubs Potsdam und Gdansk geht bereits auf eine Zeit zurück, in der Polen noch nicht der Europäische Gemeinschaft angehörte. Um ihre besondere Verbundenheit noch einmal mehr zu bekräftigen, riefen die beiden Clubs das Europäische Kolloquium ins Leben – dessen nächste Auflage nun 2008 in Danzig stattfinden soll. In den drei Tagen in der Landeshauptstadt sollte das Zusammenfinden nicht nur theoretisch in Vorträgen und Workshops abgehandelt, sondern auch greifbar gemacht werden.

Dazu gehörte eine Ausstellung im Alten Rathaus mit Bildern der deutschen Franziska Uhl, die inzwischen ihr Atelier in polnischen Stadt Kunice hat, und der Danzigerin Agnieszka Glaza. Finanziell unterstützt wurde die künstlerische Begegnung von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Außerdem pflanzten die Frauen gestern Vormittag eine Silberlinde auf der Freundschaftsinsel – als Zeichen besonderer Verbundenheit. Verabredet ist auch, dass ein europäisches Jugendcamp in der Begegnungsstätte Kreisau der Freya von Moltke-Stiftung unterstützt wird. „Auf ganz vielen Ebenen versuchen wir Europa zu werden“, so Soroptimistin Elfi Wiedemann.

In den so betitelten „Annäherungen“ während des Kolloquiums ging es um die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den Ländern Deutschland und Polen: Professor Dr. Klaus Ziemer, Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, sprach beispielsweise über „Das Polenbild der Deutschen – das Deutschenbild der Polen“. Aber auch die Themen Europa im Dialog, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Frauenpolitik standen auf der Agenda. Und Brandenburgs Ministerin Johanna Wanka hielt einen Vortrag zum Thema „Förderung von Mädchen, Frauen und Familie in Wissenschaft, Forschung und Kultur“.

Soroptimist International ist eines der ältesten Frauennetzwerke. 1921 taten sich Ärztinnen, Juristinnen und Lehrerinnen im kalifornischen Oakland zusammen und gründeten den ersten Club. Seitdem wächst das Netzwerk: Knapp 100 000 berufstätige Frauen in 125 Ländern engagieren sich in mehr als 3100 Clubs. In Deutschland gibt es die „besten Schwestern“ – wie der Name aus dem Lateinischen sorores optimae übersetzt heißt oder auch als das „Beste für die Frauen“ verstanden wird – seit 1930. Als 111. deutscher Club gründete sich 1998 der Potsdamer Zusammenschluss.

Nicola Klusemann

Weiteres im Internet:

www.clubpotsdam.soroptimist.de

Nicola Klusemann

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