zum Hauptinhalt

Turbine auf Meisterkurs: Anonma traf, wie sie wollte

Turbine Potsdam ist nach einem 3:1 im Spitzenspiel daheim gegen Frankfurt weiter auf Meistertitel-Kurs

Stand:

Zuerst schob sie den Ball nach Viola Odebrechts Zuckerpass und Isabel Kerschowskis Flanke von rechts flach ins lange linke Eck zum 1:0 (24.). Dann stocherte sie nach einem Eckball Antonia Göranssons von links das Spielgerät im Gewühl vor der Torlinie zum 2:0 in die Maschen (27.). Und schließlich schlenzte sie das Leder vom linken Strafraumeck gefühlvoll hoch in den rechten Winkel zum 3:1 (87.). Genoveva Anonma war am Sonntag mit ihren drei Toren die Kickerin des Tages im Spitzenspiel der 1. Frauenfußball- Bundesliga, das Tabellenführer Turbine Potsdam mit 3:1 (2:0) gegen den FFC Frankfurt gewann. Melanie Behringer hatte zwischenzeitlich zum 2:1 getroffen (57.). Ihren 22-Meter-Schuss von halblinks ins lange rechte Eck berührte keine Spielerin mehr; auch nicht die später offiziell als Torschützin genannte Saskia Bartusiak. Was aber letztlich egal ist, denn Titelverteidiger Turbine führt in der Tabelle weiter mit einem Punkt Vorsprung knapp vor dem VfL Wolfsburg, der daheim den SC Freiburg mit 3:0 bezwang. „Das war heute von beiden Mannschaften Werbung für den Frauenfußball“, meinte Potsdams sichtlich erleichterter Cheftrainer Bernd Schröder nach dem Abpfiff. „Wir haben gezeigt, dass wir an die Spitze gehören, und haben verdient gewonnen. Es war aber ein schmaler Grat.“

3860 Zuschauer, unter ihnen US-Botschafter Philip D. Murphy, sahen gestern im Karl-Liebknecht-Stadion eine hochklassige Partie mit Chancen hüben wie drüben. Und eine Turbine-Torfrau Alyssa Naeher, die in der Anfangsphase mit Glanzparaden gegen Kerstin Garefrekes (7.), Behringer (8.), Gina Lewandowski (9.) und Sandra Smisek (18.) Potsdams Rückstand verhinderte. „Anfangs waren wir etwas hektisch, aber dann haben wir uns freigespielt und das Spiel kontrolliert. Und nach dem 2:0 war ich mir ziemlich sicher, dass wir heute gewinnen“, so das US-Girl.

Anonmas 1:0 brachte die Hessinnen zunächst aus ihrem Konzept, und nach dem rasch folgenden 2:0 durch die Auswahlkapitänin Äquatorialguineas spielte bis zur Pause praktisch nur noch Potsdam. Babett Peter (31.) und Yuki Nagasato (42.) hatten sogar das 3:0 auf dem Kopf beziehungsweise Fuß. Nach Behringers 2:1 wurde Frankfurt allerdings wieder stärker, retteten Naeher gegen Svenja Huth (60.), Viola Odebrecht per Kopf auf der Linie gegen Garefrekes (76.) und die kampfstarke Alexandra Singer ebenfalls gegen Garefrekes (83.). Außerdem wurde Frankfurts spielstarke Stürmerin Dzsenifer Marozsan von Bianca Schmidt zur Wirkungslosigkeit verurteilt. „Den Frankfurterinnen hat es heute hier nicht solchen Spaß gemacht wie uns“, erklärte Schmidt. Sie wird im Sommer ebenso wie Babett Peter nach Frankfurt wechseln, was ihrem gestrigen Engagement keine Grenzen setzte.

Alle Zweifel an einem Turbine-Sieg wurden schließlich durch das Traumtor Anonmas beseitigt, die mit dem Schlusspfiff von ihrer jubelnden Mannschaft fast erdrückt wurde und sich selbst wie ein kleines Mädchen freute. „Ich bin sehr glücklich. Die drei Tore heute waren sehr gut. Vor allem, weil wir damit drei Punkte gewonnen haben“, sagte die 23-Jährige, die nun mit 20 Treffern wieder die Torjägerliste der Liga vor Wolfsburgs Conny Pohlers (19) anführt. „Ich war vorher ein bisschen nervös, aber die Tore waren dann sehr wichtig für mein Selbstvertrauen.“ Und Viola Odebrecht meinte: „Mit unserem Sieg über den Champions-League-Finalisten haben wir heute unseren Kritikern gezeigt, dass wir eine Spitzenmannschaft sind und Deutschlands beste Mannschaft sein können, wenn wir es nur selbst wollen.“ Traurig war dagegen Frankfurts Schlussfrau Desiree Schumann, die vor der Saison von Turbine nach Frankfurt gewechselt war. „Eigentlich ist es toll, hier im Karli zu spielen, wo ich als Spielerin groß geworden bin. Heute überwiegt aber die große Enttäuschung.“

Turbine hat es jetzt weiter allein in der Hand, zum vierten Mal in Folge und insgesamt sechsten Mal Deutscher Meister zu werden. „Vielleicht können wir ja am nächsten Spieltag mit einem Sieg in Wolfsburg ein bisschen helfen“, sagte Frankfurts Coach Sven Kahlert. „Turbine selbst muss die letzten Spiele aber auch gewinnen.“ So am 20. Mai beim FCR Duisburg, der sich gestern durch ein 0:2 bei Bayern München schon so gut wie aus dem Titelkampf verabschiedete.

Turbine Potsdam: Naeher; Zietz, Peter, Singer; Schmidt, Hanebeck, Odebrecht, Göransson; I. Kerschowski (85. Vidarsdottir), Anonma (90.+1 Andonova), Nagasato (89. Draws).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })