Eigentlich möchte man meinen, die Stadt hat es gelernt: Gestern war der größte Potsdamer Stadtteil zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit von einer Evakuierung betroffen. Beim ersten Mal standen Babelsberger ja noch zehn nach neun mit der Gießkanne auf dem Balkon und wunderten sich über die Stille. Die Eile, mit der die Stadt die Sache anging, hatte auch diesmal unangenehme Folgen: Die angegebene Notrufnummer war stundenlang besetzt. Auf den Handzetteln, die Mittwochvormittag an einigen Häusern aushingen, stand zwar der Aufruf, die Wohnung zu verlassen. Wohin, wussten die Leute aber nicht. Kann man zum Nachbarn, in die Wohnung der Verwandten? Geht dieser Einkauf zu erledigen, kann das Auto in die Werkstatt? Kann das Kind zur Schule? Kommt man über die Lange Brücke zur Arbeit? Die Größe des Sperrbezirks war nicht angegeben, keine Karte, nichts. „In etwa wie voriges Mal“, lautete die Antwort an jene, die nachfragten. Capito? Die Stadtverwaltung in Oranienburg spricht deutsch. Man hat dort bekanntermaßen viele Erfahrungen mit der Munitionsbergung, und – Tipp an den Magistrat – es soll auch ein Telefonkabel nach Oberhavel geben. Spätestens 24 Stunden vorher weiß jeder Oranienburger Bürger, Geschäftsmann und Besucher genau, was Sache ist. Am Vortag gibt es verbindliche Informationen in den Lokalzeitungen, an den Aushängen kommt man nicht vorbei. Und wenn die Bombe entschärft ist, entwarnen Sirenen. Babelsberger müssen indes beobachten, ob der BGS abgezogen ist oder nicht, müssen mit dem Kofferradio durch die Straßen irren, um zu hören, ob sie nach Hause können. Zeitnah sollte die Entschärfung passieren, lautete die Forderung des Munitionsbergungsdienst. 61 Jahre lang liegt die Bombe, sie hätte auch noch einen Tag gewartet. Zeit für einen Anruf nach Oranienburg.
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