Aus dem GERICHTSSAAL: Anrufe im Minutentakt
800 Euro Strafe wegen Bedrohung und Beleidigung
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Sicherheitskontrollen wie am Flughafen empfingen die Zuschauer der gestrigen Verhandlung gegen Yussuf Y.* (22) am Eingang des Justizzentrums. Auch vor dem Saal 21 des Amtsgerichts wurden Taschen und Jacken der Prozessbeobachter erneut durchgecheckt, tropfnasse Regenschirme auf eventuell verborgene Waffen abgetastet. Nicht Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung wurde dem Berliner Yussuf Y. angelastet, sondern Bedrohung und Beleidigung seiner Ex-Freundin sowie deren Arbeitgeberin. Nach nur 90 Minuten kassierte der Hartz IV-Empfänger eine Geldstrafe von 800 Euro. Gelassen zog er mit seinen Begleitern von dannen. Die im und vor dem Verhandlungssaal postierten Justizbeamten konnten sich anderen Aufgaben widmen.
Die Anklage grenzte an Stalking. Weil ihm Sandra S.* (20) im Frühling vorigen Jahres den Laufpass gab, soll Yussuf Y. der jungen Frau das Leben zur Hölle gemacht haben. „Er hat pausenlos angerufen und mir jeden Tag mindestens zehn SMS geschickt. Ich habe mehrfach meine Handy-Nummer gewechselt, aber Yussuf hat sie immer wieder rausbekommen“, schilderte Sandra S. im Zeugenstand. „Wenn eine Beziehung zu Ende ist, dann sollte jeder seiner Wege gehen.“ Doch Yussuf Y. habe ihr gedroht, sie umzubringen und ihre gesamte Familie auszurotten. „Er hat mich im Internet für billiges Geld angeboten. Er hat auch gesagt, er würde zehn Männer vorbeischicken. Die würden mich der Reihe nach vergewaltigen. Er wolle das Ganze dann filmen“, berichtete die Zeugin noch sichtlich schockiert. Dass der Angeklagte telefonisch ankündigte, ihrem Bruder das Gesicht zu zerschneiden, konnte Sandra S. nicht bestätigen. „Das war nicht seine Stimme.“
Weil der Arbeitslose seinen Telefonterror auch auf die Boutique ausdehnte, in der seine ehemalige Freundin ausgebildet wurde, kündigte ihr schließlich deren Chefin. „Die Anrufe begannen Ende April 2009. Sie steigerten sich bis zum Minutentakt “, erinnerte sich die 55-Jährige vor Gericht. Yussuf Y. habe sie mit den übelsten Ausdrücken belegt. Im Juni habe er erklärt, er würde den Laden anzünden und ihre Hunde umbringen, falls sie Sandra S. nicht unverzüglich an die Luft setze. „Wir haben uns wirklich bedroht gefühlt und hatten eine Woche Polizeischutz“, so die Unternehmerin. „Ich habe niemanden bedroht. Das ist nicht meine Wortwahl. Ich bin kein Straßenkind“, begehrte Yussuf Y. auf. Richterin Constanze Rammoser-Bode hielt dagegen: „Es gibt keinen Grund, den Zeuginnen nicht zu glauben. Sie haben die Taten keineswegs aufgebauscht.“ Bald wird sich Yussuf Y. wegen einer Vielzahl ähnlicher Vorwürfe vor einem Berliner Gericht verantworten müssen. Auch da geht es um die offenbar unbewältigte Trennung von Sandra S. (*Namen geändert.) Hoga
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