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Kosta Runjaic (40) ist seit März 2010 Trainer des SV Darmstadt 98, den er 2010 vor dem Sturz in die Oberliga rettete und ein Jahr später in die 3. Fußball-Liga führte.

© imago/Bild13

Sport: „Anspruch ist mindestens ein Punkt“

Trainer Kosta Runjaic über sein Aufstiegsteam des SV Darmstadt 98 und dessen Ziel bei Babelsberg 03

Stand:

Sind Sie ein zufriedener Trainer, Herr Runjaic?

Nein. Ein Trainer darf nie zufrieden sein. Sonst wäre er – in diesem Fall ich – fehl am Platz.

Der von ihnen betreute SV Darmstadt 98, der am Samstag bei Babelsberg 03 spielt, steht als zweitbester Aufsteiger auf Platz 15 der Dritten Liga und hat fünf Punkte Vorsprung vor dem Abstiegskeller.

Auch mit dieser Bilanz sind wir nicht zufrieden, denn wir haben im Saisonverlauf schon zu viele Punkte liegen gelassen. Geht man aber davon aus, wo wir herkommen und unter welchen Voraussetzungen wir in die Dritte Liga gestartet sind, sind wir schon auf dem richtigen Weg. Die Saison ist allerdings noch lang und diese Liga ist unberechenbar.

Wohin soll der Weg des SV 98 in dieser Saison denn gehen?

Wir wollen einen gesicherten Mittelfeldplatz erreichen und nicht bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt bangen.

Nach zwei Niederlagen in Folge holte Ihre Mannschaft aus den letzten drei Spielen sieben Punkte. Kommt Darmstadt mit breiter Brust an den Babelsberger Park?

Es gibt keinen Grund, nicht mit breiter Brust nach Babelsberg zu fahren. Aber wir wissen natürlich um die Stärken des Gegners. Babelsberg hat in der letzten Zeit auch erfolgreich gespielt. Das ist eine eingespielte kompakte Mannschaft. Wobei ich denke, dass Babelsberg zu Hause mehr im Zugzwang ist zu punkten als wir.

Der SV 98 hat in dieser Saison die meisten Punkte zu Hause geholt und auswärts erst einmal gewonnen – Mitte August im Hessen-Derby bei Wehen Wiesbaden. Was macht Sie optimistisch, nun in Babelsberg erfolgreich zu sein?

Wir haben aus den letzten sieben Spielen drei Siege, zwei Unentschieden und zwei unnötige Niederlagen als Bilanz und schon den Anspruch, am Samstag mindestens einen Punkt aus Babelsberg mitzunehmen. Wir werden versuchen, ein gutes Spiel zu machen, und mit unserer Spielweise können wir schon einen Punkt holen. Babelsberg ist aber eine sehr gefestigte Truppe, die sich auch innerhalb eines Spiels nicht aus der Ruhe bringen lässt und die die Qualität hat, uns vor eine schwere Aufgabe zu stellen.

Babelsbergs Spielmacher Dominik Stroh- Engel kennen Sie noch aus früheren gemeinsamen Zeiten in Wiesbaden.

Ja, er hatte 2007/2008, als ich dort Wehen II trainiert habe, eine nicht so angenehme Zeit, weil ihm nicht so die Chance gegeben wurde, wie er sie sich erhofft hatte. Er ist zur zweiten Mannschaft in die Oberliga abkommandiert worden, in der wir erfolgreich waren und zusammen in die Regionalliga aufgestiegen sind. Er hat damals 17 Tore erzielt. Ich bin dann zum VfR Aalen gegangen, während er in Wiesbaden auch öfter zu Einsätzen in der zweiten und dann dritten Liga kam. Seit er in Babelsberg ist, scheint er sich richtig stabilisiert zu haben. Er ist Spielführer (wenn Marian Unger nicht im Tor steht/Anm. d. Red.), übernimmt Verantwortung und erzielt wichtige Tore.

Freut einen eine solche Entwicklung eines einstigen Schützlings auch, wenn der jetzt beim Gegner spielt?

Auf jeden Fall. Der Dodo ist ein guter Junge und ein guter Fußballer. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen und freue mich natürlich.

In der vergangenen Woche schaffte Darmstadt in einem Testspiel beim Erstligisten VfB Stuttgart ein 0:0. War das für Sie schon ein gutes Omen für die Partie bei Nulldrei?

Wenn man auswärts 0:0 spielt, und dann noch bei einem Erstligisten, ist das immer ein gutes Zeichen.

Mittelfeldspieler Danny Latza und Stürmer Marcus Steegmann, die von Schalke 04 beziehungsweise TuS Koblenz kamen, sind mit je vier Toren Ihre bislang treffsichersten Spieler dieser Saison. Was zeichnet die beiden aus?

Marcus Steegmann ist ein erfahrener Spieler, der schon seine vierte Drittliga-Saison erlebt. Er kommt über eine große Lauf- und Einsatzbereitschaft und marschiert 90 Minuten. Wobei er selbst mit seiner bisherigen Saisonleistung noch nicht so zufrieden ist. Daher waren seine beiden Tore zuletzt gegen Jena auch wichtig für ihn. Danny Latza ist ein junger, entwicklungsfähiger Spieler. Er war U 19-Europameister und hat Potenzial für Höheres, muss aber diesen Männer-Fußball, den wir in der Dritten Liga spielen, jetzt auch annehmen. Er ist ein technisch versierter Mann mit viel Spielverständnis und im zentralen Mittelfeld gesetzt.

Steegmann und Latza sind zwei von 16 Neuen in Darmstadt. Wie hat sich das Gesicht Ihrer Mannschaft verändert, die Sie im März 2010 als Abstiegskandidaten übernahmen und in der folgenden Saison in die 3. Liga führten?

Wir hatten einen ersten Umbruch im Sommer, nachdem wir die Klasse gehalten hatten, und haben in diesem Jahr wichtige Spieler wie Cem Islamoglu, Jonas Grüter, Markus Brüdigam, Oliver Heil und Torwart Jan Zimmermann, der in der Winterpause zu uns kam, halten können. Da wir erst am letzten Spieltag aufgestiegen sind und nur 14 Tage Zeit hatten, um eine Mannschaft aufzustellen, sind wir ganz zufrieden.

Können Sie denn am Samstag auf Ihr stärkstes Team zurückgreifen?

Im Großen und Ganzen ja – bis auf Christian Beisel, der Bandscheibenprobleme hat, und auf Matthias Heckenberger, der nach einem Schlüsselbeinbruch erfolgreich operiert wurde.

Das Interview führte Michael Meyer.

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