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Was wie das Training für eine Raumfahrtmission aussieht, ist eine komplexe Leistungsdiagnostik für Sportler, die unter anderen in der Hochschulambulanz der Uni Potsdam angeboten wird. Die Ergebnisse liefern wichtige Information zur Trainingssteuerung.

© St. Gloede

Sport: Anstehen zur Ganganalyse

Die Hochschulambulanz der Universität Potsdam bietet einen umfassenden sportmedizinischen Service für Spitzen- und Freizeitathleten. Enormer Andrang beim Tag der Wissenschaften

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Wie viel Muskelmasse hat der Schlagarm eines Tennisspielers oder der Wurfarm eines Speerwerfers mehr als der weniger dominante Arm? Solche und andere Fragen bekamen die Besucher beim Tag der Wissenschaften in der Hochschulambulanz (HSA) der Universität Potsdam gestellt und zugleich beantwortet. Die Abteilung der Sportmedizin war auf dem Campus am Neuen Palais eine von 25 Potsdamer Wissenschaftseinrichtungen, die am vergangenen Samstag mit Informations- und Mitmachangeboten Einblick in ihre Arbeit gaben.

Potsdamer Sportlern sind die Leistungen der Sportmediziner, Therapeuten und auch Wissenschaftler der HSA bestens bekannt – vor allem den Spitzen- und Kaderathleten sowie den Schülern der Sportschule. Denn die Einrichtung ist lizenziert als Medizinisches Untersuchungszentrum des Deutschen Olympischen Sportbundes. Die Trainingsprozesse und auch Wettkämpfe der Potsdamer Kanuten oder Judoka werden begleitet von der ärztlichen und therapeutischen Expertise der HSA. „Einmal im Jahr kommen die Sportler zur Grunduntersuchung zu uns“, sagt HSA-Ärztin Peggy Kotsch. Etwa 50 Athleten, die einen Status als Bundes- oder Olympiakader haben, stehen aktuell in der Kartei der HSA. Jährlich sind es laut Kotsch 300 bis 500 Jahresuntersuchungen, zu denen Potsdamer Sportler in die Praxen am Neuen Palais kommen.

Ein wesentlicher Bestandteil sind dabei Leistungsdiagnostiken, bei denen mithilfe eines Belastungs-EKGs, Laktatmessungen und Blutbildanalysen der Fitnesszustand eines Athleten und in der Folge Empfehlungen für die Trainingssteuerung ermittelt werden.

Doch sind die Dienstleistungen und Angebote der HSA nicht exklusiv für Leistungsportler. „Es gibt auch viele Freizeitläufer und Triathleten, die gerade wegen der umfangreichen Leistungsdiaganostiken zu uns kommen“, sagt Kotsch. Das sportmedizinische Zentrum ist offen für Aktive aus dem Freizeit- und Gesundheitssport – und deren Interesse ist enorm, wie der Andrang am vergangenen Samstag zeigte. Regelrecht Schlange standen die Besucher, um eine Ganganalyse und Pedografie vornehmen zu lassen. Dabei wird die Druckbelastung des Fußes beim Gang beziehungsweise während der Standphase gemessen, digital abgebildet und analysiert, was Empfehlungen für Schuhe oder Einlagen ermöglicht.

Viele Besucher wollten auch die Wanddicke ihrer Halsschlagader messen lassen. Die Untersuchung dient dazu, das Risiko einer Arteriosklerose – oder umgangssprachlich einer Arterienverkalkung – besser abschätzen zu können. Die sonographische Messung ist Teil eines sportwissenschaftlichen Forschungsprojektes an der HSA. „Wir wollen herausfinden, ob Sport Einfluss auf die Wanddicke der Halsschlagader hat“, sagt Ärztin Kotsch. In einem zweiten Schritt soll herausgefunden werden, von welcher Qualität der Einfluss sportlicher Aktivität auf die Beschaffenheit der Halsschlagader ist und ob es einen Unterschied macht, ob man Kraft- oder Ausdauersport betreibt.

Zentraler Ansatz der sportwissenschaftlichen Forschungen ist die Frage, welche mögliche Mechanismen bei der Entstehung, Vermeidung und Behandlung von Beschwerden im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität und Sport wirken. So beschäftigt sich eine aktuelle Rückenstudie damit, wie die Rumpfmuskulatur verbessert werden kann. Die Nähe von Forschung und Praxis ist dabei für beide Seiten ein Vorteil. „Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Studien so aufgebaut werden, dass sie für die Praxis tauglich sind“, sagt Kotsch. Umgekehrt liefern Verletzungen oder Beschwerden von Sportlern interessante Aspekte für die Ärzte und Wissenschaftler.

Ein interessanter Schwerpunkt der HSA ist die Ernährungsberatung innerhalb des Betreuungskonzeptes für den Spitzensport. „Ernährung spielt für Training, Wettkämpfe und Regeneration eine wichtige Rolle“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Stefanie Kratzenstein, die auch aufklärt, wie groß der Unterschied in der Muskelmasse zwischen einem Tennis- und dem schwächeren Arm ist: Es sind 24 Prozent.

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