Landeshauptstadt: Ansturm zum Abschied

„Wenn der Verkauf immer so toll gelaufen wäre wie in den letzten Tagen, dann bräuchten wir uns keine Sorgen zu machen“, sagte Inge Schulz von der Bäckerei Schulz. Seit zwei Wochen verzeichnet die Bäckerei in Eiche einen regelrechten Ansturm auf ihre Backwaren. Der Grund: Morgen hat die Traditionsbäckerei zum letzten Mal geöffnet. Geschrieben steht es an der Glaswand der Verkaufstheke in der Bäckerei von Jana Schulze. Hören kann man es von vielen Leuten. Jana Schulze, der Name ist angeheiratet, ist die Tochter von Inge und Klaus Schulz, die dem Bäcker von 1971 an 31 Jahre lang ihren Stempel aufdrückten. Sie führt die Bäckerei seit vier Jahren. Und nun muss sie sich eingestehen: „Die Zeiten meiner Urgroßväter und Großväter sind leider nicht zu wiederholen.“ Damals war die Bäckerei unter dem Namen Karth die einzige im Ort. Ein Stück Tradition geht nun mit ihr verloren. Die Bäckerei existiert seit Ende des 19. Jahrhunderts.

„Das Geschäft lief einfach nicht mehr so gut wie früher“, sagte Jana Schulze. Ab letztem Jahr seien ihr die Kunden weggelaufen. Die Leute seien wohl einfach bequemer geworden, hätten viel weniger Zeit als früher. Sie würden eher bei den großen Discountern im Ort kaufen, da habe man alles was man brauche unter einem Dach. Die Eltern schmerze die Schließung genauso wie die Tochter. Böse sind sie aber keinem, die Menschen hätten sich einfach für andere entschlossen. Natürlich tue die Resonanz, die sie jetzt von vielen aus Eiche erfahren, sehr gut. Ihre Tochter Jana wolle zwar dem Bäckergewerbe treu bleiben, aber nicht mehr in die Selbstständigkeit zurückkehren. Und nun sind nicht nur die Stammkunden im Ort verunsichert. Wo sollen sie jetzt ihre Brötchen kaufen? Selbst Jana Schulze und ihre Eltern wissen nicht genau, von wem sie die Hauptbestandteile ihres Frühstück demnächst beziehen werden. „Wir haben nun erstmal ganz viele Brote von uns eingefroren, danach müssen wir dann schauen, wo wir einkaufen gehen“, so Jana Schulze ratlos. mst