Landeshauptstadt: Antragsstau bei der Denkmalpflege Fachbereichsleiter kritisiert „Altlasten“
Nach 100 Tagen im Amt geht Oliver Graumann in die Offensive. In einer ersten Bilanz übte der neue Fachbereichsleiter für Stadterneuerung und Denkmalpflege Kritik an der inneren Struktur seines Ressorts und damit indirekt am Führungsstil der scheidenden Baudezernentin Elke von Kuick-Frenz.
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Nach 100 Tagen im Amt geht Oliver Graumann in die Offensive. In einer ersten Bilanz übte der neue Fachbereichsleiter für Stadterneuerung und Denkmalpflege Kritik an der inneren Struktur seines Ressorts und damit indirekt am Führungsstil der scheidenden Baudezernentin Elke von Kuick-Frenz. Seit Jahresbeginn beanspruche ihn die Optimierung der Arbeit in seinem Fachbereich so sehr, dass kaum noch Zeit für die fachlichen Aufgaben bleibe, sagte Graumann vor Journalisten. „Das hatte ich so nicht erwartet.“
So sei man nunmehr dabei den „Rückstau“ bei der Bearbeitung von Anträgen auf steuerliche Vergünstigungen im Zuge von Denkmalsanierungen abzubauen. Antragsteller warteten „zum Teil seit Jahren“ auf ihre Bescheide, sagte Graumann. Allerdings werde die Beseitigung dieser „Altlasten“ noch lange dauern, räumte er ein.
In der künftigen Arbeit stehe die Entwicklung der Potsdamer Mitte rund um den neuen Landtag „ganz klar im Vordergrund“. Beim B-Plan für die Bebauung des Havelufers drängt Graumann auf eine „zeitnahe Entscheidung“, um Investoren verlässliche Parameter bieten zu können. Geklärt werden müsse, welche Vorgaben in welche Papiere eingearbeitet werden. „Nicht alles muss im B-Plan geregelt werden“, so Graumann. Auch im Kaufvertrag, in der Gestaltungssatzung und in der europaweiten Ausschreibung könne man Entwicklungsziele festzurren. „Froh“ sei er über die Leitbautendiskussion nach Dresdener Vorbild. Dort hatte Graumann als Chef der Stadtentwicklung selbst an der Gestaltung der Stadtmitte mitgewirkt. Allerdings hätte die Debatte in Potsdam „früher beginnen können“, etwa während der vor Jahren durchgeführten Planungswerkstatt, kritisierte er. Die Leitbauten müssten definieren, welche „Architektursprache“ man sich im Herzen der Stadt wünscht.
Eine andere Richtung soll es nach der Kritik von Günther Jauch innerhalb der Denkmalpflege geben. Zwar habe sie den klaren Auftrag, historische Bausubstanz zu erhalten. Wenn aber ein Denkmal verfalle, müsse man den „Schulterschluss“ mit dem Eigentümer suchen und auch Kompromisse finden, sagte Graumann. In den Sanierungsgebieten will sich der Fachbereich künftig mehr aufs Management konzentrieren, sagte Graumann mit Blick auf leer stehende Geschäfte in Babelsberg und im Holländischen Viertel. Als weiteres großes Ziel nannte Graumann den Neubau von Wohnungen. Allein im Bornstedter Feld gebe es ein Potenzial von 5000 Wohnungen, das „zeitnah“ entwickelt werden müsse. „Wenn man durch die Schönheit der Stadt neue Bewohner anlockt, muss man auch dafür sorgen, dass sie hierbleiben können“, erklärte der Stadterneuerer. Sonst könne der geringe Leerstand zum Problem für die Stadt werden, warnte er. pee
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