
© Oliver Mehlis/dpa
Potsdam wirbt um Akzeptanz für Flüchtlingsheim: Anwohner besorgt um Sicherheit
Die Stadt Potsdam will Anwohnern von zukünftigen Flüchtlingsheimen die Angst nehmen. Denn manche Potsdamer sind skeptisch, was die neuen Nachbarn betrifft.
Stand:
Potsdam – Bei einer Informationsveranstaltung hat die Stadt Potsdam um Akzeptanz in der Bevölkerung für die neue Flüchtlingsunterkunft in der Grotrianstraße geworben. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger stellte sich am Donnerstagabend bereits zum zweiten Mal den Fragen von rund 300 Anwohnern im Stadtteil am Stern und informierte über das Wohnkonzept für die bis zu 40 Flüchtlinge. 20 von insgesamt 29 Wohnungen in dem neuen Block stünden für Asylbewerber ab dem 16. Februar bereit. Zudem sei eine Wohnung für das sozialpädagogische Betreuerteam und den Sicherheitsdienst reserviert. Acht Wohnungen würden frei vermietet, fügte sie hinzu. Die Menschen kämen aus Bürgerkriegsländern wie Syrien, aus Afghanistan oder Eritrea. In der Grotrianstraße würden Familien untergebracht.
Es sei wichtig, dass ein gutes nachbarschaftliches Miteinander entstehe, betonte Müller-Preinesberger. So sei ein Integrationsgarten geplant, den alle nutzen könnten. Auch wollte das Team um den Träger Internationaler Bund (IB) Sportangebote und Sprachkurse vermitteln. Die deutsche Sprache sei das A und O, betonte die Beigeordnete. IB-Betriebsleiterin Carol Wiener fügte hinzu, dass das Betreuerteam und auch der Sicherheitsdienst immer erreichbar seien.
Flüchtlinge sollen sofort Deutsch lernen
Nicht alle Besucher in der Turnhalle einer Grundschule ließen sich indes überzeugen. In der Fragerunde ging es vor allem um das Thema Sicherheit. Was getan werde, um zu verhindern, dass Terroristen einziehen würden, fragte etwa ein älterer Mann. Müller-Preinesberger wies den Verdacht zurück. „Ich erzähle hier keine Märchen“, sagte sie. Und sie könne doch nicht etwas schlechtreden, was nicht schlecht sei. Es sei wichtig, dass die Flüchtlinge sofort Deutsch lernten. Ansonsten sei keine Kommunikation möglich. Die Menschen hätten Angst und seien auf der Flucht gewesen. Die Fahrt in einem Boot über das Mittelmeer sei doch keine Kreuzfahrt. „Das tut man nicht, wenn es keine Gründe gibt“, betonte sie.
Auch die angespannte Wohnungslage und die hohen Mietpreise beschäftigten einige Zuhörer. Darum kümmere sich die Politik auch nicht, sagten einige Teilnehmer. Müller-Preinesberger verwies auf das Wohngeld in Potsdam, das allen zustehe.
Älterer Anwohner: "Ich war auch auf der Flucht"
Er hoffe auf eine positive Entwicklung, sagte hingegen Wolf-Dieter Pohl, der in der Nähe der neuen Asylunterkunft wohnt. Er zeigte großes Verständnis für die Situation der Menschen. „Ich war auch auf der Flucht“, sagte er. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei er aus Ostpreußen vertrieben worden.
Bei einer ersten Inforunde hatte es teils deutliche Kritik an der Entscheidung gegeben, in dem Viertel die Unterkunft zu bauen. Außerdem waren im Frühjahr vergangenen Jahres Unterschriften gegen die Einrichtung gesammelt worden.
Lesen Sie mehr über Flüchtlinge in der Region: Willkommen in Teltow. Wo die Flüchtlingsarbeit reibungslos funktioniert.
Stefan Engelbrecht
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: