
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Anwohner warnen vor „unterirdischen Fließen“
Zwei große Wohnbauprojekte auf dem Sumpfland an der Leiblstraße sorgen für Befürchtungen
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Innenstadt - Den „faulen Pfuhl auch abzuziehn“ war für Goethes Faust noch „das Höchsterrungene“. Die Anwohner der Leiblstraße stehen ähnlichen Absichten dieser Tage allerdings mit höchster Skepsis gegenüber: Zwei Investoren, die Dr. Seifert Wilmersdorfer Hochbau AG und die Firma Thamm und Partner, wollen auf den Grundstücken Leiblstraße 20 bis 24 zwei fünfgeschossige Häuser mit je etwa 25 Wohnungen errichten. Dabei ist das Gelände seit jeher Sumpfland, Reste von Fundamenten aus den 1920er Jahren zeugen von den gescheiterten Versuchen, das Areal zu bebauen. Werde nun mit heutiger Bautechnik vorgegangen und sogar Tiefgaragen errichtet, könnten die noch auf Eichenpfählen gegründeten Häuser auf der anderen Seite der Leiblstraße Schaden nehmen, befürchten Anwohner wie Helga Renner oder Herbert Neumann.
Zum Bau der neuen „Blöcke“ muss das Grundwasser abgesenkt werden, die Eichenpfähle der eigenen Häuser fallen trocken und beginnen durch Kontakt mit der Luft zu verrotten, warnt Helga Renner. Die künftigen Baugrundstücke seien als „Stiefsche Wiesen“ bekannt. Die Anwohnerin: „Jedes Jahr brüten dort die Enten.“ Vor ein paar Jahren hätte sich ein Hamburger Zahnarzt bei dem Versuch „nasse Füße“ geholt, das Sumpfland zu bebauen.
Anwohner Neumann weiß von „unterirdischen Fließen“ zu berichten, die sich von der Südspitze des Heiligen Sees über das Leiblstraßen-Gelände, dem Bassinplatz zum ehemaligen Faulen See – heute Platz der Einheit – sowie dem Stadtkanal hinziehen. Er zweifle an der Fachkenntnis derjenigen, die diese beiden Wohnbauten genehmigt haben.
An der Größe der „erdrückenden Gebäude“ stört sich Volker Wiese, Bewohner einer der beiden markanten Häuser im Bauhaus-Stil an der Kurfürstenstraße, nördlich des betreffenden Baugebietes. Es entstehe „ein fünfgeschossiger Riegel“, der die zweieinhalb-geschossigen Bestandsgebäude auf der anderen Leiblstraßenseite weit überragen werden. Obwohl er betroffener Nachbar sei, werde ihm und seinem Anwalt bei der Stadt die Einsicht in die Akten verwehrt, erklärte Wiese.
„Wir haben eine Baugenehmigung“, erklärte Dirk Heyner vom Vorstand der Dr. Seifert AG. Die Bodenverhältnisse seien seinem Unternehmen bekannt. Es bestehe tatsächliche eine „Herausforderung, die nicht trivial“ ist. Es würden aber alle Sicherungsmaßnahmen, „auch versicherungstechnisch“ ergriffen. Es entstehe keine Tiefgarage, sondern nur ein Pkw-Geschoß auf Souterrain-Ebene bis zu einen Meter unter der Erdoberfläche. „Alle Ängste und Befürchtungen sind unbegründet“, versichert Heyner: „Wir werden alles tun, um Gefahren abzuwehren.“ Der Zeitpunkt des Baubeginns sei noch unbekannt, womöglich könnten im Herbst die Betonpfähle gesetzt und im Frühjahr mit dem Bau des Sockelgeschosses begonnen werden. Auch Jochen Deutenbach, Projektleiter von Thamm und Partner erklärte, es würde mit den Anwohnern „frühzeitig“ gesprochen, „um Bedenken auszuräumen“. Vorher müsse jedoch die wasserrechtliche Genehmigung für das Vorhaben abgewartet werden. Guido Berg
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