Landeshauptstadt: Apfelbaum am Gefängnis gepflanzt Vor zehn Jahren wurde Verbotenes Städtchen frei
Ein Apfelbäumchen pflanzte am Sonnabend im Vorgelände des ehemaligen KGB-Gefängnisses Leistikowstraße der Vorstand des Fördervereins. Als „Baum der Erkenntnis“ soll er die Erinnerung an das Leiden und Sterben der Häftlinge wachhalten.
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Ein Apfelbäumchen pflanzte am Sonnabend im Vorgelände des ehemaligen KGB-Gefängnisses Leistikowstraße der Vorstand des Fördervereins. Als „Baum der Erkenntnis“ soll er die Erinnerung an das Leiden und Sterben der Häftlinge wachhalten. Er steht aber auch für die Kraft des Weiterlebens und für die Versöhnung, erklärte in einer Ansprache der Vereinsvorsitzende, Pfarrer Christian Albroscheit. Für die Pflanzung war ein historischer Tag gewählt worden. Vor zehn Jahren hatten die Besatzer das „Verbotene Städtchen“ am Neuen Garten verlassen, das ab 1945 Standort der sowjetischen Geheimdienstzentrale für Westeuropa und des Gefängnisses war. Ab August 1994 hatten damit auch die überlebenden Häftlinge die Möglichkeit, den Ort ihrer Leiden und der Verurteilung zu langjähriger Zwangsarbeit meist im sibirischen Straflager Workuta wieder aufzusuchen. Dies war für den Potsdamer Peter Seele und Reinhard Pöller aus Leipzig ein beklemmendes Erlebnis, das aber zu ihrem Entschluss beitrug, nach Jahrzehnten des Schweigens die Öffentlichkeit über die stalinistischen Verbrechen zu informieren. Beide stellten sich am Sonnabend für ein Zeitzeugengespräch zur Verfügung und schilderten die bis zur Perversität gesteigerten Grausamkeiten, die ihnen in der Leistikowstraße zugefügt worden waren. Seele und Pöller sprachen sich erneut nachdrücklich dafür aus, das einzige in Deutschland original erhaltene KGB-Gefängnis als Stätte der Erinnerung und der Mahnung zu erhalten. Wie Christian Albroscheit dazu mitteilte, haben sich die Chancen für eine Rettung des verfallenden Gebäudes verbessert, dessen der Zellentrakt im Keller als Herzstück der Gedenk- und Begegnungsstätte für Besucher gesperrt werden musste. Mit dem Eigentümer, dem Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein, werden die Gespräche über eine Übernahme des Hauses fortgesetzt, zudem wurde dem Verein jetzt die vorläufige Gemeinnützigkeit zugesprochen, was die Werbung von Spenden und Sponsoren erleichtert. Zahlreiche prominente Besucher, darunter Marianne Birthler, haben in den letzten Wochen Unterstützung zugesagt. Die Gedenk- und Erinnerungsstätte ist bis Oktober jeweils Sonnabend und Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. E. Hoh
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