Landeshauptstadt: Apollo wieder am Alten Markt
Saskia Hüneke: Landtagsbau ist Chance, dass Stadtschloss-Skulpturen an alten Platz zurückkehren
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Den griechischen Gott Apollo und die neun Musen zeigt das Tympanon (Giebel-Relief), das in der Freiluftausstellung auf dem Kutschstallhof die Blicke auf sich zieht. Der 1750 von Johann Gottlieb Heymüller geschaffene Fries schmückte früher den so genannten Theaterflügel des Stadtschlosses. Beim Bau des Landtagsgebäudes, der die originalgerechte Erneuerung der äußeren Fassaden einschließt, soll es an seinen Standort mit Front zum Alten Markt zurückkehren.
Das Tympanon ist nur eines von mehr als 2500 Fragmenten, die vor dem Stadtschlossabriss geborgen worden waren, darunter etwa 300 komplett oder beschädigt erhaltene Skulpturen. Sie zählen zu den wertvollsten Beständen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, erklärte die Kustodin der Skulpturensammlung, Saskia Hüneke, gestern bei einer Führung durch die Ausstellung. Die Stiftung werde auch weiterhin ihre Fachkompetenz für die wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Vorarbeiten zur Verfügung stellen, die für die Wiederverwendung der Fragmente am Neubau erforderlich werden.
Dazu liegen wichtige Unterlagen vor. So hatte der Leiter des DDR-Instituts für Denkmalpflege, Prof. Ludwig Deiters, vor dem Abriss eine beträchtliche Anzahl von Architekturteilen und Skulpturen bergen und dokumentieren lassen. Sie sind in der Stiftung, beim Potsdam-Museum und der Unteren Denkmalschutzbehörde eingelagert. Auch Aufmaße wurden angefertigt. 1997 legte Detlef Rahn die erste systematische Erfassung eines Teilbestandes der Fragmente vor. Damit besteht weitgehend Klarheit, wo welches Architekturteil seinen Platz hatte.
Der am 20. Mai 2005 gefasste Landtagsbeschluss berge also „die Chance, den größten Teil der beim Abbruch der Ruine 1960-1961 geborgenen Sandsteinskulpturen und Bauteile zu restaurieren“ und „an ihren Originalstandort zurückzubringen“, hatte die Kustodin kürzlich in einem Katalogbeitrag festgestellt. Dazu gebe es noch viele brisante Fragen zu klären, so, wie vollständig die äußeren Fassaden wiederhergestellt werden können und wie viele der als Musterstücke verwendbaren Fragmente dafür kopiert werden sollen. Dieses Problem stehe auch für die Ergänzung der 76 Attikafiguren, von denen sich 17 komplett und 18 teilweise erhalten haben.
Während der gestrigen Führung stellten Teilnehmer die Frage, inwieweit die zahlreichen erhaltenen Fragmente der Inneneinrichtung in den Landtagsbau einbezogen werden, der bekanntlich im Inneren eine neue, funktionsbezogene Struktur erhalten soll.
Als Stiftungskustodin könne sie sich dazu nicht äußern, erklärte Saskia Hüneke, dies hänge von den Ergebnissen der Ausschreibung ab und sei eine politische Entscheidung. Sie machte jedoch darauf aufmerksam, dass von dem prachtvollen Treppenhaus, das nicht nur König Friedrich II. für eine der bedeutendsten Schöpfungen Knobelsdorffs hielt, wesentliche Teile des Geländers, Pilasterkapitelle, Bronzereliefs, Marmorhermen u. a. erhalten geblieben sind, die Grundlage einer Wiederherstellung sein könnten. Auch kleinere Fragmente ließen sich in den Neubau integrieren.
Erhart Hohenstein
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