Landeshauptstadt: Arbeit, aber nicht genug zum Leben
1632 Potsdamer benötigen trotz Job Hartz IV / Paga startet Unterstützungs-Programm mit Kombilohn
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Die Zahl hört sich gut an: 8,9 Prozent – Potsdams Arbeitsagentur-Chefin Edelgard Woythe war gestern offensichtlich erfreut, die neue Arbeitslosenquote der Presse vorzustellen. Die Konjunktur mache sich inzwischen selbst für die derzeit 2275 Potsdamer Langzeitarbeitslosen bemerkbar: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich ihre Zahl laut Statistik um rund 28 Prozent verringert. Auch die Zahl der arbeitslosen Hartz IV- Empfänger ist im September weiter gesunken – um etwa 350 gegenüber September 2006 auf rund 5180.
Trotzdem gibt es in Potsdam immer mehr arbeitssuchende Hartz IV-Empfänger: 10 424 Potsdamer hatten sich diesen Monat bei der Arbeitsagentur gemeldet, weil sie einen neuen Job suchen, obwohl die Hälfte von ihnen nicht arbeitslos ist. Das sind 1594 Einwohner mehr als vor einem Jahr, also rund 18 Prozent.
Denn in Potsdam haben 1632 Menschen zwar einen festen Job, erhalten aber offenbar so wenig Gehalt, dass sie und ihre Familien auf staatliche Unterstützung, also auf das so genannte Arbeitslosengeld II angewiesen sind, erklärte der Chef der Potsdamer Hartz IV-Behörde „Paga“, Frank Thomann. 228 dieser im Arbeitsamts-Fachjargon genannten Aufstocker haben eine eigene Firma, 1404 sind angestellt. Häufig arbeiten sie Teilzeit.
Für die 1404 Geringverdiener hat die Paga jetzt ein neues Unterstützungs-Programm gestartet. Die kommunale Behörde will die Unternehmen in Gesprächen dazu bewegen, den Betroffenen eine Vollzeit-Stelle anzubieten, so Thomann. Sollte das Gehalt dann noch immer nicht für ein Leben ohne Hartz IV reichen, will die Paga die Firmen bei den Lohnkosten unterstützen. Thomann schwebt da zum Beispiel der sogenannte Kombilohn vor, zu dem auch das Land einen Teil beitragen müsste.
Unter den 10 424 arbeitssuchenden Hartz IV-Empfängern seien aber nicht nur Geringverdiener, sondern auch Potsdamer, auf deren Konto jeden Monat ein „normales Gehalt“ überwiesen wird. Doch das reicht häufig auch nicht aus, wenn diese Person damit die ganze Familie ernähren muss – so ein Erklärungsversuch von Woythe. Zum anderen könnte es sich auch um Ein-Euro-Jobber und andere Kunden der Paga handeln, deren befristeten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen demnächst zu Ende gehen. Sie tauchen nicht in der Arbeitslosen-Statistik auf, sind aber durchaus auf der Suche nach einem neuen Job.
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