Landeshauptstadt: „Arbeit, Arbeit, Arbeit“ – Rezept für ein langes Leben

Weit über 1000 Hektar Wald liegen direkt vor seiner Haustür und sind trotzdem unerreichbar geworden. „Ich kann den Wald nur noch vom Tor aus sehen“, sagt Hubert Gomolka. Schritt für Schritt schiebt er seine rollende Gehhilfe zu einem überdachten Freisitz und setzt sich. „Der Wald fehlt mir“, sagt er. „Ein Leben lang habe ich im Wald gearbeitet.“ Sein Leben - das sind heute 90 Jahre. Im Garten hinter dem Haus mit dem Jägerzaun stehen drei aneinander gereihte Biertische unter einem langen blau-weiß gestreiften Partyzelt. Drumherum weiße Gartenstühle. Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel nehmen heute an dieser Tafel Platz. Seine Frau ist nicht dabei. Sie starb vor gut fünf Jahren. „70 Jahre lang sind wir zusammen gewesen“, sagt Hubert Gomolka. Die sonst so fröhlichen blauen Augen schauen traurig. Mit seinen großen Händen zieht er ein rotes Taschentuch aus der rechten Hosentasche und putzt sich die Nase. „Ja, und dann bin ich auch noch Soldat gewesen“, sagt er unvermittelt. Die Forstarbeit begann in seiner Geburtsstadt Troppau. In den Wäldern um Potsdam arbeitete er fast 20 Jahre. „Ich konnte die Arbeit nicht vergessen“, sagt er. Als Rentner säuberte er noch sechs Jahre den Templiner Strand, baute Obst und Gemüse an und hielt Hühner und Ziegen. Heute betreut ihn der jüngste Sohn, der mit seiner Frau im Obergeschoss wohnt. Mittags kommt Essen auf Rädern. „Im Heim könnte es nie so schön sein, wie hier“, sagt er. Wenn möglich, sitzt Hubert Gomolka den ganzen Tag an der frischen Luft und liest ausgiebig Zeitung. „Beim Fernsehen mach'' ich immer so", sagt er und lässt den Kopf auf die Brust fallen. Vor einem Jahr brach er sich den rechten Unterschenkel und hat seitdem Schmerzen. Sonst geht es ihm gut. „Arbeit, Arbeit, Arbeit“, verrät er sein Rezept für ein langes Leben. „Und aus Alkohol mach'' ich mir nichts. Aber mein Kümmerling, der muss sein!“ hdr