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Landeshauptstadt: Arbeit mit viel Herz

Die Stadt Potsdam ehrte gestern Ehrenamtler für ihr Engagement

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Vor dem „Ruhestandsloch“ fürchtete sich Jutta Jagßenties am meisten. „Ich bin ein Macher“, sagt die 66-jährige Potsdamerin. Ihr Berufsleben lang hatte sie dem Schulsekretariat gewidmet, jetzt ist sie 66 und Rentnerin. „Da fängt das Leben doch erst an“, sagt sie. Statt in ein Loch zu fallen, hilft Jagßenties heute als Seniorentrainerin anderen Rentnern aus dem Loch heraus. „Ich will ältere Menschen neugierig machen auf das Leben“, sagt Jagßenties. Alle 14 Tage gelingt ihr das.

Sie opfern ihren Urlaub, um Kindern einen Besuch im Ferienlager zu ermöglichen. Sie schreiben Zeitungen für einen ganzen Stadtteil. Sie organisieren ehrenamtlich Gartenfeste, beraten Arbeitslose, trainieren Kinder und ermöglichen ihnen durch ihren Einsatz zusätzliche Bildungsangebote – Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat am gestrigen Donnerstagabend in der Friedenskirche ausgesuchte Potsdamer für ihre engagierte Arbeit mit dem Ehrenamtspreis gewürdigt.

Unter dem Motto „Zwischen Kiez und Europa“ konnten sich Ehrenamtler der Stadt im Sommer um die Auszeichnung bewerben oder von anderen vorgeschlagen werden. Die Jury hatte über 48 Einsendungen zu entscheiden. Jährlich winken Fördergelder von insgesamt 3500 Euro, die an einzelne Projekte fließen. Unterstützt wird die Aktion vom Verein Soziale Stadt Potsdam, der städtischen Pro Potsdam und der Karl-Marx-Wohnungsgenossenschaft.

Die Seniorentrainerin Jutta Jagßenties war eine der Ausgezeichneten. „Seniorentrainerin – ich hasse das Wort.“ Sie trainiere nicht, sie helfe Senioren, hole sie von der Couch, deshalb laute ihr Motto „Aus grau mach bunt“. Im Stadtteil Schlaatz lädt sie Rentner zu immer neuen Ausflügen ein. Sie waren am Schwielowsee oder bei den Wissenschaftlern in Golm, erzählt Jagßenties. Für ihr Engagement im Quartier wurde sie geehrt.

Vergeben wurden Preise in sechs Kategorien. Zu den Preisträgern zählen Dietmar Süßenbach für sein Engagement beim Tischtennisverein „Einheit“, Rainer Roczen für seine Arbeit in der „Arche“, Beatrice Volkmer für ihre Stadtteilzeitung und Silvia Maltusch mit ihrem Projektladen Drewitz. Michaela Jankowski wurde ausgezeichnet, weil sie Ferienlager für Kinder organisiert und Brunhild Holz für ihre Arbeit im Arbeitslosenverband. Auch die Arbeitsgruppe „Zeitzeugen“ um Christa Kikels wurde bedacht sowie Aleksander Gurzhy vom Verein Soziale Stadt. Jacqueline Krüger erhielt den Sonderpreis „Bürgerstadt“ für ihre Arbeit mit dem Stadtteilrat.

Oberbürgermeister Jakobs dankte den Ehrenamtlern für ihre Arbeit. „Ehrenamt, Freiwilligentätigkeit, bürgerschaftliches Engagement sind das Herzstück der Demokratie“, sagte er. Jutta Jagßenties fühlte sich geehrt. Sie will mit ihrer Arbeit weitermachen. „Wer nicht rastet, der rostet auch nicht“, sagt sie. Tobias Reichelt

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