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Landeshauptstadt: Archäologische Funde auf SAP-Baustelle

Oberbürgermeister auf Stadtwanderung durchs Bornstedter Feld: Grundstücke künftig „gegen Höchstgebot“. Fortschritte beim Shanghai Business Center – Mikado expandiert

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Bornstedter Feld - Das gesamte Entwicklungsareal „Campus am Jungfernsee“ ist zur bodenarchäologischen Verdachtsfläche erklärt worden. Jede Baumaßnahme auf dem Areal muss archäologisch begleitet oder vorsondiert werden. Grund sind „sehr interessante Funde“, die beim Aushub der Baugrube für das Innovation Center Potsdam des SoftwareHerstellers SAP gemacht wurden, wie Pro-Potsdam-Mitarbeiterin Sigrun Rabbe am Freitag vor Ort Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte.

Jakobs besuchte im Rahmen einer ersten von insgesamt vier geplanten Stadtwanderungen zum Thema Wohnen das Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld. Sigrun Rabbe zufolge wurden Reste slawischer Pfahlbauten und Langhäuser sowie bronzezeitliche Grabstätten gefunden. Für das SAP-Innovation Center seien die archäologischen Arbeiten inzwischen beendet. Sie erfolgten im Winter. Sigrun Rabbe: „Die Archäologen haben bei minus zwölf Grad gegraben.“ Die Firma SAP, die als Bauherr die archäologischen Arbeiten bezahlen muss, habe sich sehr kooperativ und interessiert gezeigt und wolle nach Aussage des Oberbürgermeisters auch Teile der Funde im künftigen Innovation Center ausstellen.

Noch in diesem Monat wird der Entwicklungsträger die Erschließung des Wohngebietes auf dem Campus am Jungfernsee ausschreiben, informierte Pro-Potsdam-Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius. Auf Parzellen zwischen 600 und 1000 Quadratmetern sollen etwa 150 Einfamilienhäuser entstehen. Bereits im kommenden Winter will der Entwicklungsträger mit dem Bau des Uferweges am Jungfernsee beginnen und im Frühjahr 2013 fertigstellen. Der Bau der Nedlitzer Nordtrasse für die Straßenbahn-Anbindung sei abhängig vom Grad der Besiedlung – „je nachdem, wie das hier vollläuft“, sagte Müller-Zinsius.

Jakobs absolvierte am Freitag einen Parforce-Ritt durch das 1993 ins Leben gerufene, 300 Hektar große Entwicklungsgebiet, in das bislang etwa 1,1 Milliarden Euro geflossen sind, darunter 125 Millionen Euro der öffentlichen Hand zur Entwicklung der Infrastruktur. Ziel sind bis 2020 die Ansiedlung von etwa 11 000 Menschen in 6800 neuen Wohnungen. Der Iststand: 6400 Bewohner in 3500 Wohnungen. Jakobs erste Station war das Potsdamer Centrum für Technologie (pct), wo Geschäftsführer Steffen Schramm informierte, dass seit dem Jahr 2000 von den 210 bislang geführten Firmen über 100 auf den freien Markt entlassen werden konnten.

In der Gartenstadt Nord wurde Jakobs durch Müller-Zinsius darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Zeit vorbei sei, da Häuslebauer ihre Grundstücke für 185 Euro pro Quadratmeter beim Entwicklungsträger kaufen konnten. Ab Mai sollen durch die städtische Polo GmbH Grundstücke „gegen Höchstgebot“ verkauft werden. „Ein Preis von 200 Euro plus ist angemessen“, erklärte der Pro-Potsdam-Chef, was Jakobs räsonieren ließ: „Mmh ... schon über 100 000 Euro allein für das Grundstück ...“. 120 der geplanten 250 Eigenheime sind in der Gartenstadt Nord bereits realisiert. Derzeit werden auf dem Gebiet des ehemaligen Golfplatzes Medien verlegt und Erschließungsstraßen gebaut.

In den Roten Kasernen Ost entstehen auf zehn Hektar reiner Baufläche 624 Wohnungen, 396 davon sind bereits realisiert. Auch das bereits 2006 angekündigte Shanghai Business Center scheint nun Fortschritte zu machen, ein Kasernengebäude ist bereits saniert, ein weiteres soll folgen. Jakobs besuchte in den Roten Kasernen die Firma Mikado von Ralf Buxnowitz, die dort seit 2004 Modellhubschrauber herstellt und mittlerweile 16 Mitarbeiter beschäftigt (siehe Kasten). Mikado plant vis-à-vis vom gegenwärtigen Sitz der Firma die Errichtung einer neuen, 75 Meter langen Produktions- und Lagerhalle. Beeindruckt zeigte sich Jakobs von den Loopings, die Mikado-Testpilot Daniel Simmering mit einem Elektro-Modellhubschrauber vorführte.

Noch Zukunft ist die Entwicklung des Bereichs Rote Kasernen West. Dabei werden Areale beansprucht, die heute noch zum Volkspark gehören – oder, wie der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) erklärte, nur dem Volkspark zur „Zwischennutzung“ überlassen wurden. Dabei handelt es sich um den Bereich des Minigolfplatzes und die Partygärten. Müller-Zinsius zufolge werde es für die 600 bis 800 Wohneinheiten der Roten Kaserne West einen städtebaulichen Wettbewerb geben. Baubeginn könne etwa 2014 oder 2015 sein. In diesem Bereich unweit der Angermann-Siedlung entsteht auch eine weiterführende Schule für das Bornstedter Feld, die 2016 fertiggestellt sein soll.

Zur Entspannung der enormen Potsdamer Wohnnachfrage trägt die Pro Potsdam selbst mit 1000 neugebauten Wohnungen bis 2019 bei. Bis 2015 entstehen allein im Bereich der Kaserne Pappelallee 377 neue Wohnungen. Die Investition beziffert Thomas Nolte, Neubauchef bei der Pro Potsdam, mit 50 Millionen Euro. Abschließend bescheinigte Jakobs dem Bornstedter Feld eine gute Entwicklung. Es sei „eine einmalige Situation“, dass die Flächen im Besitz der Stadt seien: „Bei den Planungen haben wir das Sagen.“

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