Landeshauptstadt: Archäometrie zur Sanierung von Dorfkirche
Golm - Potsdams ältestes Bauwerk soll gerettet werden. Seit der Eingemeindung der umliegenden Dörfer ist dies nicht mehr der Marstall und auch nicht das Predigerwitwenhaus, die auf das 17.
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Golm - Potsdams ältestes Bauwerk soll gerettet werden. Seit der Eingemeindung der umliegenden Dörfer ist dies nicht mehr der Marstall und auch nicht das Predigerwitwenhaus, die auf das 17. Jahrhundert zurückgehen, sondern die Dorfkirche in Golm. Schon 1289 (nach neuesten Forschungen 1286) übertrug Propst Nikolaus von Spandau deren Einkünfte dem Spandauer Benediktinerinnenkloster. Ganz so alt ist das Gemäuer nicht, doch Stadtkonservator Andreas Kalesse schätzt das Mauerwerk zweier Nischen hinter dem Altar als spätgotisch ein, das wäre dann 15. Jahrhundert. Den später angefügten Fachwerkturm datiert er auf nach 1730, denn erst ab diesem Jahr ließ der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. zuerst sein Jagdschloss Stern in Potsdam nach holländischer Bauweise bauen, wie sie der Turm aufweist.
Andreas Kalesse sprach gestern auf dem 1. Golmer Tag der Archäometrie, den das Uni-Institut für Chemie durch das Professorenehepaar Hans-Gerd und Hanna Löhmannsröben gemeinsam mit der Kirchengemeinde veranstaltete. Dabei wurden Messverfahren erläutert und demonstriert, mit denen das genaue Alter der Bauteile bestimmt werden kann. Neben der erprobten Dendrochronologie, bei der das Alter aus den Jahresringen der Holzbalken abgelesen wird, gehören dazu das optische Verfahren der Thermoluminiszenz, bei der die Proben erhitzt und die ausgesandten Photonen gemessen werden, und die Untersuchung der Porosität der Mauerziegeln, denn die war durch die Zeiten je nach Herstellungsmethode unterschiedlich.
Solche Untersuchungen werden der Denkmalpflege wichtige restauratorische Befunde für die Sanierung des Kirchleins liefern, die im nächsten Jahr beginnen soll. Der schlichte Bau ist in schlechtem Zustand, wird aber noch als Begräbniskapelle genutzt. Seine Vernachlässigung setzte bereits ein, als der spätere Kaiser Friedrich III. als Kronprinz 1883 bis 1886 die neue, repräsentative und nach ihm benannte Golmer Kirche bauen ließ. Er sorgte aber dafür, dass die alte nicht wie sonst üblich abgerissen wurde.
Die Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, Barbara Buller, freut sich, dass durch den Tag der Archäometrie die Aufmerksamkeit auf Potsdams ältestes Bauwerk und dessen Restaurierung gelenkt wird. Sie wünsche sich, dass sich wie in diesem Beispiel die in Golm angesiedelten Universitätsinstitute noch stärker in das Leben des Ortsteils einbringen. E.Hoh
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